Georg Thilenius Günstige Einstiegsgelegenheit
Hamburg - SCM Microsystems hat Ende Juni durch einen drastischen Kurseinbruch von sich reden gemacht. Derzeit notiert die Aktie des 1990 gegründete und am Neuen Markt und an der Nasdaq gelistete Technologieunternehmens etwa 50 Prozent unter ihrem Allzeithoch von 131 Euro (aktueller Kurs siehe SCM Microsystems (Chart)).
Bietet sich nun hier eine Kaufgelegenheit oder gehört SCM zu den Neuer Markt-Unternehmen, die in den letzten Wochen durch nicht tragfähige Geschäftsmodelle und enttäuschende Umsatzzahlen durch die Anleger zu Recht abgestraft wurden?
SCM konzentriert sich derzeit auf drei Geschäftsfelder: Digital-TV, PC-Netzwerksicherheit und Digitale Medien.
Das Umsatzwachstum im Digital-TV-Bereich betrug im Jahr 1999 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr, auf 46,4 Millionen Dollar. Phantasie bekommt dieser Bereich dadurch, dass die US-Telekom-Aufsichtsbehörde FCC die Öffnung des amerikanischen Pay-TV-Marktes auf eine offene Norm für Digital-TV, für die SCM die für die Umstellung notwendigen Module produziert, bis zum Jahr 2005 zwingend vorgeschrieben hat.
Die Umsatzentwicklung des Bereichs PC- und Netzwerksicherheit enttäuschte im Jahr 1999. Der Umsatz betrug, nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr, 19,2 Millionen Dollar. Dennoch wird gerade auf diesem Gebiet der Smart-Card-Technologie, zu denen SCM die Technologie der Lesegeräte liefert, von Experten ein großes zukünftiges Umsatzpotenzial erwartet.
Der Bereich digitale Medien trug im vergangenen Geschäftsjahr am stärksten zum Umsatzwachstum bei. Die Umsätze beliefen sich hier auf 61,5 Millionen Dollar, was einem Zuwachs von 73 Prozent entspricht. Mit Hilfe der von SCM produzierten digitalen Media Reader/Writer ist beispielsweise die Übertragung von Bildern und Tönen zwischen digitalen Endgeräten und dem PC möglich.
Bei der Betrachtung der drei Umsatzträger sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass sich SCM in sehr jungen Märkten engagiert. In diesem Zusammenhang ist es um so bemerkenswerter, dass SCM, im Gegensatz zu anderen Unternehmen des Neuen Marktes, seit Jahren profitabel ist.
Das durchschnittliche Gewinnwachstum der letzten drei Jahre beträgt über 60 Prozent. Der Gewinn pro Aktie für das Jahr 2001 wird auf 1,70 Euro geschätzt. Daraus ergibt sich aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 32 bezogen auf das Jahr 2001.
Daneben weist die Bilanz eine Eigenkapitalquote von über 80 Prozent aus. Die Markteintrittsbarrieren in den Märkten von SCM sind hoch, was sich auch daraus ergibt, dass große Player, wie beispielsweise Intel, Microsoft und Nokia, mit SCM langjährige Kooperationen bezüglich der Technologieentwicklung eingegangen sind. Darüber hinaus besitzt SCM allein in dem Geschäftsfeld Digitale Medien 50 Patente, die ihre Technologieführerschaft dokumentieren.
Ich halte den derzeitigen Kurs von SCM für eine günstige Gelegenheit, um sich an einem innovativen Unternehmen, das einige der vielversprechendsten Märkte von morgen bearbeitet, zu beteiligen.
Sollte es dem Management gelingen, die zugegebenermaßen etwas schwerer verständliche Technologie - die zudem auch nicht unter eigenem Logo, sondern mittels OEM-Vereinbarungen vertrieben wird - breiteren Anlegerkreisen verständlich zu machen, dürfte sich der Kurs von SCM auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten wieder auf die alten Höchststände und darüber hinaus erholen.