UMTS-Poker Verhaltener Auftakt
Mainz - Mobilcom legte bis zum Montag-Nachmittag mit seinem Partner France Telecom das bislang höchste Angebot vor: Die Firmen boten gut eine Milliarde Mark für zwei Frequenzblöcke. Überragend war auch dies Angebot nicht, und der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle, bewertete die Strategie der Bieter in der ersten Runde dann auch als "vorsichtig" - die Regulierungsbehörde ist Auktionator der neuen Mobilfunklizenzen im weltweiten Standard UMTS (Universal Mobile Telecommunications System).
Bei der größten Auktion in der deutschen Industriegeschichte werden vier bis sechs Lizenzen versteigert. Die Lizenzen berechtigen zum Betrieb neuer, gegenüber den bisherigen Standards wesentlich leistungsstärkerer Mobilfunknetze ab 2002. Die Einnahmen sollen zur Verringerung der Staatsschulden verwendet werden.
Mannesmann/Vodafone liegt mit 450-Millionen-Gebot auf Platz zwei
Mobilcom/France Telecom boten für zwei Frequenzblöcke je 501 Millionen Mark. Das nächsthöchste Gebot für drei der insgesamt zwölf technisch gleichwertigen Funkfrequenzblöcke lag bei je 150 Millionen Mark und wurde von Mannesmann/Vodafone abgegeben.
Um eine Lizenz zu erhalten, muss ein Unternehmen bei mindestens zwei Frequenzblöcken Höchstbieter sein. Maximal können drei Blöcke ersteigert werden. Es wird damit gerechnet, dass vor allem die Marktführer dies anstreben, während sich die anderen Unternehmen diese Möglichkeit prinzipiell offen halten, um möglicherweise eins von vier siegreichen Unternehmen sein zu können.
Scheurle sagte nach der ersten Runde, die Unternehmen agierten sehr vorsichtig und warteten zunächst noch ab. Wenn die Auktion weiter so verlaufe sei mit einem eher längeren Verlauf zu rechnen. In der Branche war zu Beginn der Auktion mit einer Versteigerungsdauer von ein bis zwei Wochen gerechnet worden.
Bieter beobachten sich noch gegenseitig
Der verhaltene Auktionsauftakt kommt nach Angaben der beteiligten Unternehmen nicht überraschend. Debitel-Vorstandschef Peter Wagner sagte der Nachrichtenagentur Reuters in Mainz, man habe mit einem verhaltenen Auktionsauftakt gerechnet, in dem die Bieter sich gegenseitig beobachteten.
Bei der Auktion in einer ehemaligen Kaserne können je nach Bieterverhalten vier bis sechs Unternehmen erfolgreich sein. Vertreten sind sieben Unternehmensgruppen: Die vier bereits am deutschen Markt aktiven Mobilfunkanbieter D-1 Telekom, D-2 Mannesmann mit dem britischen Mutterkonzern Vodafone AirTouch, E-Plus mit seinen Partnern KPN (Niederlande), Hutchison Whampoa (Hongkong) und NTT DoCoMO (Japan) sowie Viag Interkom mit seinen Partnern British Telecom und Telenor (Norwegen).
Zudem bieten France Telecom mit Mobilcom, Swisscom mit seiner Tochter Debitel sowie die Bietergruppe 3G von Sonera (Finnland) und Telefonica (Spanien).
Im Vorfeld der Versteigerung herrschte unter Experten Uneinigkeit darüber, wie viel Geld die Auktion einbringt. Die Schätzungen schwanken von 20 bis 140 Milliarden Mark. Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hat angekündigt, die Einnahmen zur Tilgung eines Teils der Staatsverschuldung zu verwenden. In Großbritannien erbrachte die Versteigerung von fünf Lizenzen umgerechnet über 70 Milliarden Mark.
Für Rückschlüsse auf Versteigerungserlös ist es noch zu früh
Die Auktion findet in der Mainzer Außenstelle der Regulierungsbehörde statt. Die sieben Bietergruppen sitzen von Sicherheitskräften abgeschirmt in getrennten Räumen. Damit sollen Absprachen verhindert werden. Bis zu vier vorher bestimmte Mitglieder des Bieterteams dürfen sich in den jeweils rund 20 Quadratmeter großen Räumen aufhalten. Mit dem eigenen Unternehmen sind die Bieterteams über eine abhörsichere Telefon- und Faxleitung verbunden, eine weitere Telefonverbindung besteht zum Auktionator für Rücksprachen. Die Auktion wird mit kurzer Zeitverzögerung im Internet übertragen (www.regtp.de).
Mobilcom-Aktien legte bis zum Nachmittag um rund vier Prozent zu. Händler begründeten dies mit einer "ersten Euphorie" bei der Versteigerung. Der Auftakt der Versteigerung deute darauf hin, dass die Kosten für die Bieter möglicherweise geringer ausfallen könnten, als von den beteiligten Unternehmen zunächst befürchtet. Allerdings sei es für eine abschließende Bewertung noch viel zu früh, da sich das Bieterverhalten in den nächsten Tagen noch ändern könne.