UMTS-Auktion Lahmer Start der Handy-Revolution
Mainz - Zwischen den stämmigen Männern in den schwarzen Bomberjacken könnte keine Maus durchschlüpfen. Die "W.I.S. Sicherheit" versperrt in Doppelreihe den dicht gedrängten Journalisten den Weg, die nur allzu gern Mäuschen spielen würden bei dem, was sich weiter hinten in der früheren Kaserne abspielt.
Denn die Befehle, die dort gegeben werden, sind nicht für den Appellhof bestimmt: In der Canisiusstraße 21 im Mainzer Stadtteil Gonsenheim werden hochgeheime Schlachtpläne umgesetzt. Die Kontrahenten: Sieben Konzerne und Konsortien. Ihre Waffen: PC, Fax und Telefon. Ihr Ziel: Terrain zu gewinnen beim Mobilfunk der Zukunft.
Um 10.38 Uhr am Montagvormittag gab Klaus-Dieter Scheurle, der Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, den offiziellen Startschuss. Ein paar Ansprachen sind vorangegangen, in denen von der "historischen Bedeutung" der Auktion, den "enormen Vorteilen" der UMTS-Lizenzen für die deutsche Volkswirtschaft die Rede ist.
"Aufbau der Gerätschaften" fraß Zeit
Doch dann liess der Aufbruch in die Handy-Revolution auf sich warten. Einstweilen sind die Damen und Herren der Bieterfirmen noch "mit dem Aufbau der Gerätschaften beschäftigt", wie Scheurles Sprecher eine Dreiviertelstunde später verkündete.
Um zwölf Uhr zum Highnoon waren die Leinwände in den Presseräumen dann noch immer leer. Auf sie werden Tabellen übertragen mit dem, was alle am meisten interessiert: die Höchstgebote für die zwölf UMTS-Frequenzblöcke, die in der Mainzer Dependance des Regulierers zu haben sind. Gegen mindestens 100 Millionen Mark.
Dass sich die Summen hochschaukeln werden auf Milliardenbeträge, glaubt jeder. Die spannende Frage ist nur: Werden es bis zu 120 Milliarden Mark, wie nach der britischen Vorgabe gemutmaßt, oder doch nur 20 Milliarden, wie neuerdings die andere Extremposition angesichts der ernüchternden Versteigerung in den Niederlanden lautet.
Die Verzögerung des Bietwettrennens erstaunt - hatten die Vertreter der sieben Bieter doch vor Ort einen Tag die Schulbank gedrückt. Und die Generalprobe vorigen Mittwoch, so Scheurle, habe problemlos geklappt. Die Bieter, die im Sicherheitsbereich der Ex-Kaserne streng isoliert und unter Aufsicht ihre Gebote abgeben, haben eigentlich eher leichtes Sturmgepäck - ein Computer und ein Telefon führen zum Auktionsleiter, über ein zweites Telefon und ein Fax dürfen sie sich mit ihrer Firma abstimmen.
Kleiner Telefonladen bot im Scherz 15 Milliarden Mark
Die Sprecher der Unternehmen - von der Deutsche Telekom und Mannesmann/Vodafone bis hin zum netzlosen Service Provider Debitel - machen sich derweil vor den Kulissen mausig und posieren vor zahllosen Kameras und Mikros.
Übrigens gab es anfangs nicht zwölf Bieter, von denen einer nicht zugelassen und vier später die Kandidatur zurückzogen. Nein, 13 waren es, plaudert Scheurle aus dem Nähkästchen: "Die Besitzer eines kleinen Telefonladens wollten den Humor der Regulierungsbehörde testen" - und schickten ein Fax mit dem satten Gebot von 15 Milliarden Mark. "Das mag Ihnen als Ansporn bieten", sagt Scheurle an die Adresse der Bieter.
Server abgestürzt - Website nicht mehr abrufbar
Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post will im Internet nach jeder Versteigerungsrunde die höchst bietenden Unternehmen und deren Gebote bekannt geben (www.regtp.de). Kurz vor Beginn der UMST-Versteigerung war diese Site allerdings wegen Überlastung nicht mehr abrufbar. Die beiden Server seien vermutlich wegen des hohen Zugriffs abgestürzt, sagte ein Behörden-Sprecher. Es werde versucht, die beiden Server wieder hochzufahren und zusätzlich einen dritten einzusetzen.