Mærsk schlägt Alarm Schiffsfonds-Anlegern droht Milliardenfiasko

In schwerer See: Die "Elly Maersk" von Møller-Mærsk, eines der größten Containerschiffe weltweit, bei der Ankunft in Bremerhaven
Foto: Gerald HänelHamburg - Der Konzern A. P. Møller-Mærsk betreibt die größte Containerschiffslinie der Welt - doch jetzt scheinen die Dänen den Glauben an die Frachtschifffahrt ein Stück weit verloren zu haben. Laut Unternehmenschef Nils Andersen wird das Unternehmen vorerst nicht nennenswert in die Mærsk Line investieren. Das sagte der Reedereichef der "Financial Times".
Die Meldung wirft ein Schlaglicht auf einen Markt, der sich seit nunmehr vier Jahren beinahe nonstop in der Krise befindet: Die weltweite Handelsschifffahrt, die auf Container- und Massengutfrachtern sowie Tankern Güter rund um den Globus transportiert. Seit nach der Lehman-Pleite 2008 der Welthandel einbrach, hat sich die Branche nicht wirklich erholt.
Leidtragende sind auch tausende deutsche Kapitalanleger, die über die Jahre Milliardensummen in Schiffsbeteiligungen investiert haben - und die nun einen großen Teil ihrer Investments verlieren. Laut Ratingagentur Feri steckten Anleger seit den neunziger Jahren bis heute insgesamt rund 40 Milliarden Euro Eigenkapital in Schiffsfonds.
Seit Beginn der Krise, die die Einnahmen der Fonds einbrechen ließ, sind jedoch viele dieser Fondsgesellschaften in Schieflage geraten oder mussten bereits Insolvenz anmelden. Insgesamt 130 Anlegerschiffe mit einem Investitionsvolumen von fast zwei Milliarden Euro, so zitierte kürzlich das "Handelsblatt" den Branchenexperten Jürgen Dobert, seien bereits in die Pleite gefahren. "Der Schiffsfondsmarkt steht vor dem Kollaps", wird Dobert zitiert.
266 Sanierungsfälle - Tendenz steigend
Aktuelle Studien deuten ebenfalls in diese Richtung. So meldete kürzlich die Deutsche Zweitmarkt AG, die über ihre Plattform einen guten Überblick über das gesamte Marktgeschehen hat, derzeit würde nur noch ein Drittel aller Fondsschiffe Gewinne einfahren. "Anleger von Schiffsfonds müssen sich wohl auch in den nächsten zwölf Monaten auf weitere Hiobsbotschaften einstellen.", befürchtet Björn Meschkat, Vorstand der Deutschen Zweitmarkt AG.
Einer Untersuchung zufolge, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft TPW gemeinsam mit der Deutschen Fondsresearch vorgenommen hat, befinden sich zudem zurzeit 266 Schiffsfonds in der Sanierung. Sprich: Den Fondsgesellschaften droht das Geld auszugehen, die Anleger müssen Kapital nachschießen um eine Pleite oder einen verlustreichen Verkauf der Schiffe zu vermeiden.
"Im Vergleich zu 197 im vergangenen Jahr haben die Sanierungsfälle weiter zugenommen und das Ende ist noch nicht abzusehen", sagt Nils Lorentzen, Geschäftsführer Deutsche Fondsresearch.
Kaum noch neue Anlegergelder
Die Anzahl der in Sanierungsgefahr befindlichen Schiffsfonds ist zwar mit aktuell 52 leicht zurückgegangen, so die Analyse. Ebenfalls gesunken sei die Zahl der insolventen Schiffsfonds von sechs im vergangenen Jahr auf vier zum Erhebungszeitpunkt. Relativiert werden diese Rückgänge jedoch durch 84 Schiffe, die im vergangenen Jahr verkauft wurden, so die Deutsche Fondsresearch in einer Mitteilung. Das habe die meist gefährdeten Schiffe vor einer Sanierung oder der drohenden Insolvenz bewahrt.
Zurzeit müssen sich zum Beispiel rund 10.000 Anleger der Reefer-Fonds 1 und 2 von MPC Capital (Kurswerte anzeigen) mit einem Sanierungskonzept vertraut machen. Die beiden Fonds haben in je 14 Kühlschiffe ("Reefer") investiert. Die Investoren, die einst insgesamt rund 260 Millionen Euro in die beiden Mega-Fonds investiert haben, sollen nun ebenfalls Millionensummen nachschießen. Andernfalls droht auch ihnen der Verlust der Einlage.
Ablesen lässt sich die Krise der Schiffsfonds auch an den Platzierungszahlen, die gerade der Branchenverband VGF veröffentlicht hat. Demnach haben Anleger im vergangenen dritten Quartal gerade noch knapp 40 Millionen Euro in Schiffsfonds investiert - ein Rückgang um 29 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Von den 40 Millionen Euro entfielen zudem mehr als die Hälfte auf Eigenkapitalerhöhungen, sprich: Bei diesem Teil des Mittelaufkommens handelt es sich um Nachschüsse zur Stützung schiefliegender Fonds.
Zum Vergleich: Im Spitzenjahr 2007 platzierten die Initiatoren von Schiffsfonds nach Angaben der Ratingagentur Feri 3,6 Milliarden Euro Eigenkapital mit ihren Beteiligungsofferten.