Daimler-Chrysler Neuer Stern am Aktienhimmel
New York - Vor der Wall Street hatte am Dienstag die neue Daimler-Chrysler AG bereits alles voll im Griff. In einer aufsehenerregenden Schau präsentierte der neue Industriegigant seine breite Produktpalette. Drinnen wurde etwas später mit dem traditionellen Glockenläuten der Handel mit den neuen Papieren am größten Aktienmarkt der Welt begonnen. Die beiden Chefs von über 431.000 Mitarbeitern rund um den Erdball, Jürgen Schrempp und Bob Eaton, lächelten voller Stolz und siegessicher bei dem historischen Moment. Sie versprachen den Aktionären weiteres Wachstum und neue Arbeitsplätze bei dem drittgrößten Autohersteller der Welt.
Auch die Menschen auf der Straße staunten nicht schlecht, was das neue Unternehmen so zu bieten hat. In der Broad Street vor der Börse waren Fahrzeuge von Chrysler und Mercedes auf blauem Teppich ausgestellt. Bis zum Beginn des Börsenhandels wurde noch kräftig gewienert, um die Schauobjekte in das rechte Licht zu rücken. Zwei Paketzusteller in ihren braunen Uniformen warfen einen schnellen Blick auf einen Sportflitzer von Mercedes. Bei dem daneben ausgestellten Fahrzeug von Chrysler verharrten sie sogar in fast andächtiger Stille.
Die beiden Konzernlenker Schrempp und Eaton hatten immer wieder betont, daß die Wahrung der Markenidentität von Daimler und Chrysler wichtig sei. Doch das neue Unternehmen hat nicht nur Fahrzeuge im Angebot. Die Palette reicht über Flugzeuge, Hubschrauber bis hin zu Finanz- und Telekommunikations-Dienstleistungen. Das Papier von Daimler-Chrysler, das unter dem Kürzel DCX weltweit gehandelt wird, steht auch für die erste globale Aktie auf dem Erdball.
"Wir sind begeistert vom Start dieses einmaligen Unternehmens, für das Wachstum, Innovation und herausragende globale Marken im Mittelpunkt stehen", sagte Schrempp. Er wird mit Eaton den neuen Riesenkonzern drei Jahre gemeinsam führen. Dann übernimmt der Deutsche voraussichtlich allein das Ruder. Die Führungsriege hat ehrgeizige Ziele: Überall will der Autobauer an die Weltspitze vorrücken. "Wir sind ideal positioniert für diese historische Fusion und wir werden sie diszipliniert und zügig als Chance für das 21. Jahrhundert nutzen", betonten die beiden Manager einträchtig.
Allein an Synergie-Effekten sollen im nächsten Jahr 2,5 Milliarden Mark an Kosten eingespart werden. So soll beispielsweise die M-Klasse von Daimler-Benz für Europa bei Chrysler in Österreich gebaut werden. "Noch viel harte Arbeit liegt vor uns, die nicht vor zwei, drei Jahren abgeschlossen sein wird", beteuerten die Firmenbosse. Das neue Unternehmen hatte 1997 ein Konzernergebnis von 12,2 Milliarden Mark bei einem Umsatz von 229 Milliarden Mark. Daimler-Chrysler hatte in den letzten Tagen rund eine Milliarde Aktien ausgegeben. An dem neuen Giganten halten die bisherigen Daimler-Anteilseigner rund 58 Prozent der Papiere, die vorigen Chrysler-Eigner 42 Prozent.
Oliver Schmale