Mehr Information aber kein Deckel für Dispozinsen - das ist das magere Ergebnis eines Spitzentreffens zwischen Verbraucherministerin Aigner mit der Bankenbranche. Auch die Ministerin lehnt eine Begrenzung der Dispozinsen ab. Dabei müsste sie es eigentlich besser wissen.
Ministerin Ilse Aigner: Die Geldinstitute wollen in den Preisaushängen der Filialen über ihre Dispozinsen informieren. Eine Selbstverständlichkeit, möchte man meinen - Frau Aigner freut sich gleichwohl über die Zusagen
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Berlin - Angesichts massiver Kritik an überhöhten Zinsen fürs Kontoüberziehen wollen Banken und Sparkassen laut Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner transparenter über Kosten informieren. Besonders stark verschuldeten Kunden wollten die Institute zudem verstärkt bei der Suche nach günstigeren Alternativen zu Dispokrediten helfen, teilte die CSU-Politikerin nach einem Spitzentreffen mit der Bankenbranche und Verbraucherschützern mit. Eine feste Obergrenze lehnte Aigner erneut ab.
Die Banken stehen in der Kritik, historisch günstige Konditionen bei der eigenen Geldbeschaffung nicht an die Kunden weiterzugeben. Nach Angaben der Stiftung Warentest wurden zuletzt durchschnittlich rund 11 Prozent Zinsen für das Überziehen des Girokontos berechnet, teils lagen die Sätze bei mehr als 14 Prozent. Verbraucherschützer kritisieren diese Praxis scharf.
Die Experten des Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung und des Instituts für Finanzdienstleistungen kamen im Sommer in einer Studie für das Aigner-Ministerium zu dem Schluss, dass "die Erträge aus dem Dispokreditgeschäft die Kosten, die dem Kreditinstitut für dieses einzelne Produkt entstehen, deutlich übersteigen". Das Extra-Geld werde "zur Quersubventionierung anderer Leistungen oder zur Gewinnsteigerung verwendet".
Banken rechtfertigen ihre Zinsen für gewöhnlich mit hohen Kosten für die Abwicklung der zumeist kleinen Kredite - und mit dem vermeintlich großen Ausfallrisiko. Die Studie zeigt, dass beides nicht stimmt. So belegen die Forscher, dass die Ausfallquote der Dispokredite mit durchschnittlich 0,3 Prozent außerordentlich niedrig ist, bei normalen Konsumentenkrediten liegt sie bei 2,5 Prozent. Zudem habe sich der Bearbeitungs- und Verwaltungsaufwand für die Kredite in den vergangenen Jahren nicht erhöht, schreiben die Experten.
Laut der Studie verfügen mehr als 80 Prozent der Haushalte in Deutschland über einen Dispokredit-Rahmen, der in der Regel das zwei- bis dreifache des monatlichen Nettoeinkommens beträgt. Jeder sechste Haushalt nimmt ihn regelmäßig in Anspruch.