EON Deutschland sieht rot
Hamburg/Düsseldorf - Die rote Farbe solle ein "Energiefeld" symbolisieren, das den aus der Fusion von Veba und Veag entstandenen Konzern umgebe, teilte EON mit. Das Publikum solle zwei Wochen lang mit der Konzernfarbe bekannt gemacht werden und nicht erfahren, wer hinter dem Auftritt steckt.
Mit der Geheimnistuerei will E.ON die Spannung erhöhen und Aufmerksamkeit erzielen. Erst in einer zweiten Phase bis Ende Juli wird das neue EON-Logo präsentiert; schließlich sollen die potenziellen Kunden über Angebote des Unternehmens informiert werden.
Der Konzern läßt seine Werbespots 2000 mal über die Bildschirme flimmern und hat sich 600 Anzeigenplätze reserviert. Von 120.000 Plakatwänden schreit die Firmenfarbe den Flaneuren entgegen; 60 der meist besuchten Websites im Internet sind mit roten Bannern belegt. Den viele Millionen Mark teuren Werbeauftritt haben sich die Agenturen Grey (Düsseldorf) und Start (München) ausgedacht.
Ganz neu ist die Werbemasche nicht
Ganz neu ist die geheimnisvolle Werbemasche indes nicht. Zuletzt hat der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) mit einer ähnlichen Kampagne für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Verband ließen mehrere Monate lang einen Mann namens "Stefan Kappers" in Magazin-Anzeigen merkwürdige Ankündigungen machen. Unter anderem bot Kappers den verblüfften Betrachtern an, ihre Wäsche zu bügeln ("für umsonst") oder ihnen die Arbeit im Job abzunehmen.
Erst vor kurzem lüftete der VDZ das Geheimnis um den Mann mit dem schütteren Haupthaar: Er ist ein 36jähriger Texter von der verantwortlichen Agentur Rempen & Partner; er soll beweisen, dass mit Hilfe von Werbung alles und jeder groß herausgebracht werden kann.
Nur wenige Werber sind alt genug, um sich an die heimliche Urheberin der geheimnistuerischen Werbung zu erinnern. Es ist die Kampagne "Alles Frisch" aus den achtziger Jahren. Erst nachdem der Spruch mehrere Wochen mit Aufklebern unters rätselnde Volk gebracht worden war, hatte sich der Kaffeeröster Tchibo als Urheber geoutet.