Neuer Markt Im Rückwärtsgang - Kretztechnik knallt runter
Frankfurt am Main - Der Nemax-50 verlor bis gegen 18.30 Uhr um 3,9 Prozent auf 5882 Punkte. Der alle Werte umfassende Nemax-All-Share rutschte zeitgleich um 4,6 Prozent auf 5305 Stellen in den Keller.
Ein wesentlicher Faktor für den Kursrutsch seinen anhaltende Portfolio-Bereinigungen institutioneller Anleger, kommentierte ein Händler. Diese fänden vor dem Hintergrund des bevorstehenden Quartals- und Halbjahresultimo statt.
Allerdings sei nicht sicher, dass die Abwärtsbewegung nach dem Ultimo bereits vorbei sein wird. Nachdem die Marke von 6000 Punkten im Nemax-50 heute durchbrochen worde, sei die nächste Unterstützung bei 5500 Punkte. Fundamental belaste die nicht aus dem Markt beseitigte Zinsangst, nachdem die Federal Reserve die Leitzinsen in den USA am Vorabend unverändert belassen hat.
SCM Microsystems abgestraft
Belastungsfaktoren kamen auch von der Unternehmensseite. Gleich zwei Unternehmen warteten mit unerwartet schwachen Aussichten auf und warnten davor, dass die Planzahlen nicht erreicht werden können. Die schärfsten Kursverluste musste der Nemax-50-Wert SCM Microsystems hinnehmen, der bis 18.30 Uhr auf Xetra über 35 Prozent auf 59,10 Euro verlor. Dabei waren die Aktien mit einem Handelsvolumen von bisher mehr als 46 Milliarden Euro auf dem Frankfurter Parkett und Xetra zusammengenommen unangefochtener Umsatzspitzenreiter.
Wie Ulrich Pelzer, Analyst der BHF-Bank, im erklärte, wird er seine Schätzungen und das Kursziel von SCM deutlich nach unten anpassen. Das neue Anlageurteil ist aber noch vom Ausgang eines Konferenz-Calls im Laufe des Nachmittags sowie vom weiteren Kursverlauf abhängig, so Pelzer. Gegen den Trend rät Adrian Hopkinson von WestLB Panmure zum Kauf des Titels. Über einem Zeitraum von zwölf Monaten sieht er ein Kursziel von 125 Euro (aktuell gut 59 Euro).
Zwischen elf und sechs Prozent verloren im Nemax-50: FortuneCity.co, Carrier 1, Fantastic, Biodata, Intertainment, Gauss Interprise, Singulus, Steag HamaTech und Infor Business.
Kretztechnik nach Warnung auf Schussfahrt
Die zweite negative Überraschung lieferte die österreichische Kretztechnik. Der Spezialist für Ultraschall-Diagnostik nahm am Donnerstag seine Umsatzerwartungen für das laufende Geschäftsjahr auf 99 Millionen Euro zurück - von 109,3 Millionen Euro. Die Aktien wurden zuletzt mit einem Abschlag von fast 30 Prozent bei 39,00 Euro gehandelt.
Im Verlauf wurden auf Xetra Kurse zwischen 47,00 zur Eröffnung und 37,02 Euro bezahlt. Für die ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres meldete die Kretztechnik AG einen Umsatz von 39,67 Millionen Euro und ein EBIT von 2,04 Millionen Euro.
Media beschert Zeichnungsgewinn
Einen angesichts des schwachen Börsenumfeldes sehr guten ersten Handelstag hätten die Aktien der Münchener Media für innovative Medien-Technologie am Donnerstag am Neuen Markt erfahren, erklärte ein Händler. Die Erstnotiz des im Bereich digitale Audio- und Videoprodukte tätigen Münchener Unternehmens wurde in Frankfurt bei 25 Euro festgestellt und lag damit um 13,6 Prozent über dem Ausgabepreis bei 22 Euro. Im bisherigen Handel schwankte das Papier zwischen 26 Euro und 21,50 Euro. Zuletzt wurden um 16.25 Uhr in Frankfurt 22,00 Euro für die Aktien bezahlt.
Infomatec gesucht
Händler führten die Kursgewinne bei Infomatec auf Maßnahmen der Kurspflege vor dem Börsengang der Tochter Wapme zurück. Zudem profitiere der Titel durch die von Metabox ausgelöste Euphorie, da das Unternehmen zum Teil in ähnlichen Bereichen arbeite. Infomatec erhöhten sich bis 18.30 Uhr um rund 12 Prozent und waren damit der einzige Nemax-50 Wert mit einem nennenswerten Wertzuwachs.
Softmatic unter Druck
Softmatic geben ohne fundamentalen Grund deutlich nach, nachdem der Titel an den Vortagen gut gelaufen war. Die HV vom Berichtstag sei "ordentlich" verlaufen, meinte ein Händler. Möglicherweise wollten einige Marktteilnehmer den Wert zum Halbjahresultimo nicht mehr in den Büchern haben. Softmatic fallen um 18,8 Prozent auf 19,45 Euro.
Realtech im Keller
Rätselhaft sind laut Händlern die Abgaben in Realtech. Es gebe keine fundamentale Begründung für die Verluste. Die Marktstimmung sei derzeit so, dass die Anleger schon beim geringsten Anlass die Reißleine zögen und Positionen glattstellten. Derzeit mangele es an Käufern. Realtech verlieren bei geringen Umsätzen 14,3 Prozent auf 45,00 Euro.