Börse Analysten sehen Dax bald wieder steigen
Frankfurt am Main - Zum Jahresende sehen einzelne Analysten den Dax sogar bei neuen Höchststände über 8300 Punkten. Bei allem Optimismus sind die Marktbeobachter aufgrund der deutlichen Kursrückgänge an den Börsen in den vergangenen drei Monaten jedoch deutlich zurückhaltender geworden. Ende März war noch ein Jahresendstand des Dax von 9000 Punkten für möglich gehalten worden.
Für das Jahresende 2000 wird bei den elf befragten Analysten maximal mit einem Dax von 8300 Punkten gerechnet. Als Minimum wurde eine Dax-Prognose von 7400 Punkten angegeben. Im Durchschnitt wird der Dax zum Jahreswechsel bei 7800 Punkten gesehen. Für Ende 2001 prognostizieren die Analysten einen Dax von durchschnittlich 8500 Punkten, wobei die Vorhersagen lediglich zwischen 8400 und 8600 Punkten schwanken.
Getrieben wird der deutsche Aktienmarkt nach einhelliger Meinung der Analysten in den kommenden Monaten von einem robusten Gewinnwachstum der Unternehmen und nachlassenden Zinserhöhungsängsten. "Der Zinsgipfel ist beinahe erreicht", fasst Richard Zellmann, Analyst bei der Helaba, die Meinung zusammen. Es werde nur noch kleinere Zinsschritte geben.
In den USA sei dank der bereits erfolgten Leitzinserhöhungen mit einer weichen Landung der Konjunktur zu rechnen, sagte Zellmann. Daher sei auch nicht mit einem Wachstumseinbruch in den USA und a anschließenden Einbußen beim europäischen Export zu rechnen. "Vom zweiten Halbjahr an werde wir ein hohes Wirtschaftswachstum auf nahezu inflationsfreien Niveau sehen", sagte Zellmann. Dies sei für den Aktienmarkt optimal. Gedämpft werde der Aufschwung des Marktes lediglich durch die anhaltende Flut von Neuemissionen, da Liquidität gebunden werde.
Bei der an den Markt kommenden Liquidität sieht Gerhard Grebe, Chefvolkswirt bei Bank Julius Bär, den Gipfel ebenfalls erreicht. Es sei zwar weiter mit Privatisierungen von Bundesbesitz, wie beispielsweise Telekom-Aktien, und zahlreichen Neuemissionen am Neuen Markt zu rechnen. Die an den Markt fließende Liquidität werde aber 2001 geringer als in diesem Jahr ausfallen, sagte Grebe voraus. Neben einem sich verbessernden Zinsumfeld erwartet der Volkswirt vor allem vermehrte ausländische Investitionen und eine stärkere private Vermögensanlage in Aktien. Einen Trend zur Aktie macht auch Christian Zimmermann, Analyst bei der Nord-LB aus. Dies gelte sowohl für Privatanleger wie für institutionelle Investoren.
Der Aktienmarkt werde zunehmend von den Unternehmensgewinnen getrieben und nicht von der an den Markt fließenden Liquidität, lautet die einhellige Meinung der Analysten. Positiv auf die Gewinnsituation der Unternehmen dürften sich in diesem Zusammenhang die Erwartungen an die Steuerreform auswirken, sagten mehrere Marktbeobachter. "Der Dax wird weiterhin von der Fantasie getragen, dass im nächsten Jahr eine Steuerreform kommen wird", sagte Gerhard Schwarz, Analyst bei der Bayerischen Vereinsbank. Nach seiner Einschätzung haben die Wachstumstitel eine gute Bodenbildung vollzogen, was Spielraum für höhere Kurse schaffe. Die zuletzt stark unter Druck geratenen Technologiewerte würden im zweiten Halbjahr die Aufwärtsbewegung mit anführen, sagte der Analyst voraus.