Esprit Börsengang verschoben - Holding-Aktien ausgesetzt
Frankfurt am Main/Hong Kong - Die Mitteilung war ebenso kurz wie überraschend: Esprit Holdings Limited hat den für heute vorgesehenen Börsengang der deutschen Tochter, Esprit Europe AG, abgesagt. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch morgen mit.
Die konsortialführende Investmentbank Goldman Sachs nante als Grund für den verschobenen Esprit-Börsengang das derzeit ungünstige Börsenklima für Werte aus der Bekleidungs- und Einzelhandelsbranche - auf der Internet-Seite der Holding wird der Börsengang noch immer als "win win scenario" gefeiert (siehe www.esprit-intl.com).
Ausgesetzt ist der Handel mit Aktien der Esprit Holding an der Börse Hong Kong, seit Sitzungsbeginn am Mittwoch. Die Aktien der Tochter Esprit Europe waren den Angaben der Mutter zufolge überzeichnet. Am Dienstag war jedoch bereits die angekündigte Mitteilung über den Emissionspreis des Titels ausgeblieben.
Noch vor wenigen Wochen hatte sich Esprit Europe-Chef Heinz-Jürgen Krogner zuversichtlich geäußert: Mit Hilfe eines Börsengangs könne die Modemarke in ganz Europa massiv ausgebaut und stärker auf ein Lifestyle-Image ausgerichtet werden. Der Erfolg in Deutschland hatte ihm durchaus Recht gegeben: Dort schaffte es Esprit Europe, in einem seit Jahren dümpelnden Gesamtmarkt um jährlich rund 20 Prozent pro Jahr zuzulegen.
Allerdings gab es auch Kritiker der IPO-Strategie. Die Redakteure von "Börse Online" überkam gar ein "ungutes Gefühl", als sie die geplante Verwendung des Emissionserlöses registrierten: Mit dem aus einer Kapitalerhöhung stammenden Betrag von rund 200 Millionen Euro sollte ein Darlehen der Mutter in Höhe von 112 Millionen Euro abgelöst werden. Das schüre den Verdacht, dass der Börsengang in erster Linie dazu dient, Geld in die Kasse der Mutter spülen.
Auch andere Analysten hatten sich im Vorfeld überwiegend zurückhaltend bis sehr skeptisch geäußert. Die Planzahlen wurden als ambitioniert beschrieben. Die Verwendung des Emissionserlöses (siehe oben) biete dem Anleger wenig Aussicht auf steigenden Share-Holder-Value. Die starke Abhängigkeit von der Mutter, die auch nach dem Börsengang fortbestehe, sei wegen der internen Kostenverrechnung kritisch zu betrachten. Zudem biete der angestrebte Amtliche Handel des Titels an der Frankfurter Börse wenig Fantasie.
Die Preisspanne für die Aktien der Esprit Europe AG belief sich auf 14 bis 17 Euro. Die Erstnotierung war für den heutigen 28. Juni vorgesehen. Konsortialführer der Emission ist das US-Investmenthaus Goldman Sachs.