Telefónica Für Konzern-Chef Villalonga wird es eng
London - Der Telefónica-Vorstand wird auf seiner Sitzung am heutigen Mittwoch die Anschuldigungen gegen den Vorsitzenden Juan Villalonga wegen angeblicher Insidergeschäfte diskutieren. Dies berichtet das "Wall Street Journal Europe " (WSJ) unter Berufung auf gut unterrichtete Kreise.
Allerdings werde nicht damit gerechnet, dass die Telefonica-Manager ihren Chef zum Rücktritt auffordern werden, heißt es weiter. Auch sei ein baldiges freiwilliges Ausscheiden Villalongas unwahrscheinlich - obwohl die Ermittlungen wegen möglicher illegaler Aktiengeschäfte wieder aufgenommen sein sollen.
Trotz der Untersuchungen will Telefónica seine Transaktionen wie geplant weiterführen, hieß es. Weder die Übernahme von Endemol und Lycos, noch die Aufstockung der Beteiligungen an den lateinamerikanischen Telefónica-Töchtern sei mit dem Schicksal Villalongas verknüpft.
Telefónica hatte am Freitag einen Kommentar zu einem Bericht der spanischen Zeitung "El Mundo" strikt abgelehnt, in dem Villalonga vorgeworfen wurde, sich an Insidergeschäften an der Börse bereichert zu haben. Zugleich scheint aber ein wichtiger Fürsprecher Villalongas, Spaniens Ministerpräsident José María Aznar, auf Distanz zu seinem einstigen Schulfreund zu gehen.
Als Hintergrund für das frostige Verhältnis werden millionenschwere Aktien-Optionen für Villalonga und andere Telefónica-Manager genannt. Diese Optionen wurden von den Sozialisten im Wahlkampf als Waffe gegen den Konservativen Aznar eingesetzt, dem Villalonga nach landläufiger Meinung seinen Spitzenjob bei Telefónica verdankt.
Aznar gewann die Wahlen zwar trotzdem. Villalonga ist spanischen Presseberichten zufolge aber seither in Regierungskreisen eine Persona non grata.
Vor einigen Wochen durchkreuzte die Madrid Regierung in letzter Minute Villalongas Plan, Telefónica mit der holländischen KPN zu verschmelzen. Auffällig ist auch, dass die spanische Börsenaufsicht die neuen Ermittlungen aufnahm, nachdem sie von Aznar in kaum verklausulierter Form zum Handeln aufgerufen worden war, so ein Pressebericht.