Metro Radikalkur
Köln - Europas größter Handelskonzern will sich von insgesamt 16 Milliarden Mark Umsatz trennen, um die Rendite zu verbessern. Von dem Umbau sind rund 34.000 Mitarbeiter der insgesamt 235.000 Angestellten der Gruppe betroffen. Das sagte der Vorstandssprecher der Metro AG, Klaus Wiegandt, am Freitag in Köln.
Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) kritisierte das Vorhaben. HBV-Vorstandsmitglied Franziska Wiethold bezeichnete die Metro-Maßnahme als "Arbeitsplatzvernichtungsprogramm". Sie kündigte Protestaktionen an. "Die Beschäftigten finanzieren den mörderischen Wettbewerb im Einzelhandel."
Im einzelnen will sich Metro von den Computer- und Schuhgeschäft, den Modemärkten und der Dicountmarktkette Tip trennen. Aus der Sparte Waren- und Kaufhäuser würden die Kaufhalle-Gruppe und 25 auch langfristig unrentable Kaufhof-Standorte verkauft, sagte Wiegandt. Beim Großhandel verkauft der Konzern den Bürofachhandel und den Zustellgroßhandel. Auch andere "Randaktivitäten" wie etwa im Möbelbereich (Divi/Roller) werden abgegeben. Insgesamt gehe es um 2000 Standorte. Betroffen seien 250 Gesellschaften, darunter auch viele reine Immobiliengesellschaften.
Käufer der abgestoßenen Metro-Töchter ist eine Neugründung mit dem Kunstnamen DIVAG. Sie soll ein Gemeinschaftsunternehmen der Metro Gesellschaft mit Finanzinvestoren unter der Führung der Deutschen Bank AG sein. Die Metro AG werde an der Gesellschaft eine Minderheitsbeteiligung von unter 50 Prozent halten. Die ausgegliederten Gesellschaften werden noch im Dezember zu einem Buchwert von insgesamt zwei Milliarden Mark an die DIVAG übertragen.
Ziel sei es, die Gesellschaften in den kommenden drei Jahren "zügig optimal zu verwerten", sagte Wiegandt. Für fünf bis sechs Gesellschaften sei der Gang an die Börse geplant. Konkret nannte Wiegandt den Computerfachhandel Max Data, die Schuhkette Reno und den Textilhandel Adler. Einige Standorte müßten voraussichtlich geschlossen werden. Ein Teil der Kaufhalle-Standorte solle in den Metro-Konzern eingegliedert werden. Metro erwarte aus der Verwertung einen deutlichen Überschuß, betonte Wiegandt. Die Erlöse sollen mehrheitlich der Metro AG zufließen.
Der Kölner Handelsriese konzentriert sich damit ausschließlich auf die vier Kerngeschäftsfelder Cash&Carry (Metro/Makro), SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte (Real, Extra), Non-Food-Fachmärkte (Media/Saturn, Praktiker) und Warenhäuser (Galeria/Kaufhof). Diesem Programm des Vorstandes hatte der Aufsichtsrat der Metro AG am Donnerstag zugestimmt.
Mit dem Umbau ist auch ein Wechsel an der Konzernspitze verbunden. Metro-Vorstand Hans-Joachim Körber folgt Anfang nächsten Jahres Vorstandssprecher Klaus Wiegandt nach, der in den Aufsichtsrat der DIVAG eintritt. Metro-Vorstand Siegfried Kaske scheidet Ende November aus dem Konzern aus und übernimmt die Führung der DIVAG.