Bestnote in Gefahr
Moody's droht Frankreich erneut mit Abstufung
Die Lage auf dem europäischen Anleihemarkt spitzt sich weiter zu: Die Ratingagentur Moody's hat erneut vor einer Herabstufung Frankreichs gewarnt. Die Renditen für französische Staatsanleihen zogen daraufhin kräftig an. Auch für Spanien und Italien wird die Geldbeschaffung wieder teurer
Erneuter Warnschuss aus den USA: Moody's befürchtet negative Auswirkungen für die Kreditwürdigkeit Frankreichs
Foto: MIKE SEGAR/ REUTERS
Paris/Brüssel - Aussagen der Ratingagentur Moody's in einem wöchentlichen Kreditbericht haben an den europäischen Anleihenmärkten neue Turbulenzen ausgelöst. Laut der Agentur könnte eine Verschlechterung der Lage des Staatshaushaltes in Frankreich den stabilen Ausblick für das Land gefährden. Diese Aussagen stammten aber ursprünglich aus einer Einschätzung vom 17. Oktober, die in dem Kreditbericht nur noch einmal bekräftigt wurden. Dennoch sorgten die Aussagen zeitweise für einen starken Anstieg der Renditen von Anleihen von Krisenstaaten der Euro-Zone.
Die Rendite für richtungsweisende französische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren sprang nach der Veröffentlichung der Medienberichte über eine mögliche Herabstufung Frankreichs zwischenzeitlich kräftig nach oben. Im Vormittagshandel stand sie bei 3,512 Prozent und damit 0,07 Prozentpunkte über dem Stand vom Freitag. Die Renditen für Staatsanleihen von anderen Krisenländer der Euro-Zone sind ebenfalls stark gestiegen. Unter anderem kletterten die Renditen für spanische Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 0,15 Prozentpunkte auf 6,463 Prozent.
Die Ratingagentur Moody's bewertet die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone nach wie vor mit der Bestnote "AAA". Vor knapp
zwei Wochen hatte die Ratingagentur Standard and Poor's für Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt, nachdem sie nach eigenen Angaben versehentlich die Bewertung Frankreichs gesenkt hatte.
Sparpläne in Frankreich bisher ohne Wirkung
Die französische Regierung hat in den
vergangenen Monaten bereits zwei rigide Sparpläne aufgelegt, um das hohe Haushaltsdefizit zu drücken und zugleich die AAA-Note zu bewahren. Im Zuge der europäischen Schuldenkrise waren in den vergangenen Wochen aber die
Risikoaufschläge für französische Staatsschuldtitel im Vergleich zu Deutschland drastisch angestiegen. Bei einer neuen Ausgabe von Schuldpapieren in der vergangenen Woche musste der Staat bereits deutlich höhere Zinsen bezahlen. Dies belastet wiederum den Haushalt.
Dass die Euro-Schuldenkrise inzwischen auch den harten Kern der Eur-Länder in Mitleidenschaft zieht, sieht auch EU-Währungskommissar Olli Rehn. "Die Krise trifft den Kern der Euro-Zone, wir sollten uns darüber keine Illusionen machen", sagte Rehn bei einer Konferenz in Brüssel.
Das Vertrauen der Finanzmärkte könne auf Dauer nur über einen Abbau der Staatsverschuldung zurückgewonnen werden. Dazu gebe es keine Alternative. "Man kann keine Wachstumsstrategie auf weiter steigenden Schulden aufbauen, wenn die Fähigkeit, die Schulden zu bezahlen, an den Märkten infrage gestellt wird", ergänzte er.