Börse AG Aufsichtsrat genehmigt Fusion mit London
Frankfurt - Aufsichtsratschef Rolf Breuer teilte mit, die Entscheidung sei ohne Gegenstimme getroffen worden. Es gab allerdings vier Enthaltungen. Das Gremium war am Nachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengetroffen, um den in die Kritik geratenen Vertrag zu beraten.
Die Fusion soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Nach Ansicht Breuers wird die neue Superbörse mit dem Namen iX "die führende Börsenorganisation in Europa sein und eine der schlagkräftigsten weltweit".
Neuer Markt bleibt in Frankfurt
Der Neue Markt, der durch die Kooperation mit Nasdaq Europe und die Hereinnahme der britischen techMARK zum paneuropäischen Wachstumsmarkt ausgebaut werden soll, werde aus Frankfurt heraus betrieben.
Hier soll den Angaben zufolge auch die Trägergesellschaft der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) angesiedelt sein, deren Teil der Neue Markt auch künftig sein wird. Damit unterliege der Neue Markt und künftig der paneuropäische Wachstumsmarkt deutschen Regularien und deutscher Börsenaufsicht, so die DBAG.
iX-Sitz in London, das Management pendelt
Der Sitz der Marketinggesellschaft, die für die europaweite Akquisition von Emittenten zuständig sein wird, werde in London sein, ebenso der Sitz von iX.
Das iX-Management werde sowohl in Frankfurt als auch in London sitzen mit Sitzungen von Management und Board an beiden Plätzen.
Der Aufsichtsrat teilte laut Börse AG die Meinung der beiden Verhandlungspartner, dass dort das Umfeld für den Auf- und Ausbau einer global tätigen Gesellschaft mit einem Schwerpunkt auf Finanzdienstleistungen günstiger sei.
London soll Standardwerte handeln
Die Wahrnehmung der Londoner City als zentraler Handelsplatz und die hohe Akzeptanz der britischen Regularien bei Emittenten lege nahe, den Handel mit Standardwerten in London zu organisieren.
Dabei werde iX den Emittenten kein Marktsegment vorschreiben, sondern durch die Schaffung von ausgewiesenen Märkten für Standardwerte in London und Wachstumstitel in Frankfurt Optionen anbieten. Die Entscheidung, an einem dieser Märkte gehandelt zu werden, treffe der Emittent.
Die Handelsplätze Frankfurt und London bleiben
Für Unternehmen, die an diesen Marktsegmenten nicht gehandelt werden wollen oder die Aufnahmekriterien nicht erfüllen, verbleiben laut Börse AG die bestehenden Märkte an der Frankfurter Wertpapierbörse und in London. Grundsätzlich seien Einzel- und Doppellistings möglich. Ferner wollen die beiden Fusionspartner prüfen, ob Werte im Markt für Standard- oder Wachstumswerte gehandelt werden können, ohne in London oder Frankfurt gelistet zu sein.
Handel in vielen Währungen, Notierung nur in einer
iX werde aufbauend auf der Mehrwährungsfähigkeit von Xetra den Handel in verschiedenen Währungen anbieten. Jeder Titel werde jedoch nur in einer Währung notiert, um die Liquidität in einem Orderbuch zu konzentrieren. Von der Handelswährung unberührt bleibe die Frage, in welcher Währung ein Unternehmen bilanziere oder Dividenden zahle, hieß es abschließend.
Vor allem die Frage, ob der Finanzplatz Deutschland wegen des geplanten Zusammenschlusses Schaden nehmen könnte, hatte Kritiker auf den Plan gerufen.
Auch der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch hatte sich in einem kritischen 14-Fragen-Katalog an Börsenchef Werner Seifert gewandt. Nach einem Gespräch mit Seifert sagte Posch am Dienstag, er habe "unter Beachtung der börsenaufsichtsrechtlichen Maßgaben keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Fusion".