Euro-Schuldenkrise
Deutsche Bank fürchtet Schwelbrand
Die Schuldenkrise in der Euro-Zone macht der Deutschen Bank mehr Sorgen als der Schuldensumpf der USA. Der Chefstratege des Vermögensverwalters DB Advisors, Georg Schuh, setzt auf das Einschreiten der EZB - und warnt davor, sich auf Hilfe durch asiatische Investoren zu verlassen.
Abenddämmerung in Rom: "Notfalls muss die EZB italienische Staatsanleihen kaufen"
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Frankfurt - "In Europa fehlt der Schulterschluss von Notenbank und Regierungen", kritisierte Georg Schuh, Chef-Anlagestratege (CIO) der institutionellen Vermögensverwaltungssparte DB Advisors, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Mit dem zweiten Rettungspaket für Griechenland, das in den nationalen Parlamenten noch verabschiedet werden muss, hat man sich Zeit gekauft."
Für Spanien und Italien wird die Finanzierung am Kapitalmarkt immer teurer. Sollten die dritt- und viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone ebenfalls unter den Rettungsschirm schlüpfen müssen, hätte dies unabsehbare Folgen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso erwägt deshalb bereits eine Aufstockung des aktuellen Euro-Rettungsschirms.
Schuh zufolge müsste die Europäische Zentralbank im schlimmsten Falle noch einmal selbst im großen Stil Anleihen der beiden Südländer kaufen. Die EZB nahm zwar ihr umstrittenes Programm zum Aufkauf von Staatsanleihen wieder auf. Händlern zufolge kaufte sie zuletzt aber nur portugiesische und irische Papiere - keine italienischen, obwohl die Regierung in Rom sie dazu drängte.
Auf die immer wieder ins Gespräch gebrachten asiatischen Investoren wie Staatsfonds aus China und Singapur könne sich Europa nicht verlassen, mahnte Schuh. "Die großen Stützungskäufe hat es bislang nicht gegeben", sagte er. "Ich bezweifele auch, dass das passiert. Die Asiaten wollen Verlässlichkeit, sie verstehen die Komplexität der europäischen Entscheidungsprozesse nicht."
Staatsanleihen aus USA und Europa weniger attraktiv
DB Advisors verwaltet für Staatsfonds, Pensionskassen, Stiftungen und Unternehmen weltweit ein Vermögen von gut 160 Milliarden Euro. Zusammen mit dem Asset Management für Versicherer sind es rund 300 Milliarden. Die Bedeutung von Staatsanleihen im Portfolio der Profianleger nimmt nach den Worten von Schuh ab - weil sie nicht mehr per se als risikolose Anlageklasse eingestuft werden.
"Das zeigt auch das Beispiel USA: Wir sehen eine sehr große Wahrscheinlichkeit, dass die USA in den nächsten drei Monaten heruntergestuft werden und ihr Qualitätssiegel AAA verlieren." Wer bei Staatsanleihen noch eine ordentliche Rendite mitnehmen wolle, der gehe in Wachstumsmärkte wie China oder Brasilien.
Daneben griffen institutionelle Investoren bei soliden Unternehmensanleihen außerhalb der europäischen Peripherie und Infrastrukturbeteiligungen zu. Einen großen Unterschied gebe es zu den vermögenden Privatkunden: "Gold lockt die Profis nicht. Da fehlt der Cashflow."