Gesundheitskosten
Kassen erwarten 70 Euro Zusatzbeitrag
Das wird für Patienten teuer: Die Krankenkassen erwarten, dass der Zusatzbeitrag in Deutschland zur Regel wird. In den kommenden Jahren könnte er auf bis zu 70 Euro steigen. Steigende Kosten im Gesundheitswesen können die Kassen damit mindestens zum Teil auf die Beitragszahler abwälzen.
Es wird teurer: Die gesetzlichen Krankenkassen können Kostensteigerungen im Gesundheitswesen über den Zusatzbeitrag allein auf die Beitragszahler abwälzen
Foto: ddp
Berlin - Die 71 Millionen gesetzlich Krankenversicherten müssen sich in den kommenden Jahren auf Zusatzbeiträge von 50 bis 70 Euro einstellen. Diesen Anstieg hält der Kassen-Spitzenverband für möglich, wie seine Vorsitzende Doris Pfeiffer am Montag im Deutschlandradio Kultur sagte.
Die Kassen müssten Mehrkosten für Ärzte, Krankenhäuser oder Medikamente über Zusatzbeiträge bezahlen. "Von daher ist eine solche Größenordnung denkbar und auch von der Politik gewollt", sagte Pfeiffer. Den Aufschlag müssen die Kassen-Mitglieder allein zahlen. Er kommt auf den normalen Beitrag nach dem paritätischen Satz von 15,5 Prozent obendrauf.
Pfeiffer sagte, derzeit vermieden die meisten Kassen jeden Zusatzbeitrag, weil dadurch - wie bei der City-BKK - eine Abwanderungsbewegung ausgelöst werde. Die Verbandschefin rief die Mitglieder der City-BKK dazu auf, sich durch Abweisungen von anderen Kassen nicht verunsichern zu lassen. Dieses Verhalten der Kassen sei nicht korrekt. Die Versicherten hätten die Möglichkeit, sich bis Mitte Juli bei einer anderen gesetzlichen Kasse zu melden - und dort aufgenommen zu werden.
Viele Patienten der vor der Schließung stehenden City BKK werden von anderen Kassen abgewimmelt. Die City BKK mit zuletzt 168.000 Versicherten wird zum 1. Juli geschlossen. Ihre Probleme beruhen vor allem auf der überalterten Mitgliederstruktur in Hamburg und Berlin, wo die Diagnose- und Therapiekosten besonders hoch sind.
Abgewiesene City-BKK-Kunden sollten sich wehren
Der Druck auf die gesetzlichen Krankenkassen, die City BKK-Kunden ablehnen, wächst indes. Krankenkassen dürfen die Aufnahme von bisherigen Kunden der City BKK nicht ablehnen. Betroffene sollten sich beim Bundesversicherungsamt, der zuständigen Landesbehörde oder dem Verbraucherschutz beschweren, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Karl Lauterbach, am Montag im Deutschlandfunk.
Die CDU droht den Vorständen unwilliger Kassen mit scharfen Konsequenzen. "Vielleicht sollten wir die Kassenchefs da direkt in Haftung nehmen für jeden einzelnen Fall", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jens Spahn (CDU), in Berlin.
Der Marktführer Barmer GEK sprach sich am Wochenende für eine "solidarische Auffanglösung" aus. Diese werde es für die Betroffenen geben, die noch keine neue Kasse gefunden haben, sagte Verwaltungsratschef Holger Langkutsch in Berlin.
DAK-Chef Herbert Rebscher, sagte dem "Spiegel": "Das ist ein grob rechtswidriges Verhalten, aber leider ist es in der Branche nicht unüblich." Kassen, die sich auf gesunde und lukrative Versicherte konzentrieren, handelten aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar. "Sie optimieren ihre Finanzen." Diese Anreizsetzung im Gesundheitssystem sei "ein Fehler im System". Der DAK-Chef forderte deshalb einen Umbau des Gesundheitsfonds.
Es wird teurer: Die gesetzlichen Krankenkassen können Kostensteigerungen im Gesundheitswesen über den Zusatzbeitrag allein auf die Beitragszahler abwälzen