BMW Milliardengrab Rover für zehn Pfund an Phoenix verkauft
London/München - Phoenix bezahlt im Gegenzug den symbolischen Preis von zehn britischen Pfund an BMW. Das sind umgerechnet 33,50 Mark. Phoenix übernimmt mit sofortiger Wirkung die Verantwortung für die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb von Rover Cars.
Das sieht der Vertrag vor, der nach zehntägigen Verhandlungen am Dienstag unterzeichnet wurde. Das Konsortium will mit Rover schon in zwei Jahren Gewinn machen und die Entlassungen auf weniger als 1000 beschränken.
BMW hatte im März die Trennung von Rover beschlossen. Der zuerst geplante Verkauf von Rover an den Risikokapitalfonds Alchemy war jedoch Ende April gescheitert. Das bis dahin verschmähte Phoenix-Konsortium blieb als einziger Kaufinteressent. BMW zweifelte zunächst an den finanziellen Möglichkeiten der Gruppe und drohte am vergangenen Freitag offen mit der Schließung von Rover.
Die Wende kam über das Wochenende. Phoenix soll bis dahin eine Finanzzusage von 660 Millionen Mark (rund 200 Millionen Pfund) von einer US-Bank erhalten haben. Phoenix habe nachweisen können, dass die weitere Produktion finanziell gesichert sei, sagte ein BMW-Sprecher.
BMW behält Mini und Rechte Rover-Marke
Der britische Industrieminister Stephen Byers habe "hinter den Kulissen" maßgeblich dazu beigetragen, dass diese Vereinbarung zu Stande kam, sagte der Premier des Landes, Tony Blair. Trotz der "guten Nachricht" über die Rettung des Rover-Werks Longbridge seien noch viele Schwierigkeiten zu überwinden. Mit der Vereinbarung sei jedoch ein "echter Anfang gemacht worden, Longbridge eine bessere Zukunft zu geben."
Den neuen Mini will BMW weiterhin selbst bauen. Zudem behält der Konzern die Rechte an der Marke Rover, die lediglich in Lizenz an das Phoenix-Konsortium vergeben werden. Der Kurs der BMW-Aktie, die zeitweise vom Handel ausgesetzt war, stieg in der Spitze um vier Prozent auf 34,59 Euro, bevor er wieder nachgab.
Phoenix will die Produktion des neuen Rover 75 von Cowley bei Oxford in das Werk Longbridge bei Birmingham verlegt werden. Das Konsortium wird auch die Produktion des Rover 25 und 45 sowie die Sportwagenmarke MG übernehmen.
BMW wird laut Mitteilung die Investitionen für den neuen Mini nicht in Birmingham, sondern in Oxford tätigen. Das neue Modell soll im kommenden Jahr vom Band laufen und zur Basis einer neuen Modellfamilie werden.
Mit dem Rover-Verkauf an Phoenix fand BMW-Chef Joachim Milberg rechtzeitig vor der Hauptversammlung am kommenden Dienstag (16. Mai) eine Lösung für das Rover-Problem. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hatte angekündigt, dem Vorstand möglicherweise die Entlastung zu verweigern. Auch Milberg geriet stark unter Beschuss.
Die Quandt-Familie als BMW-Großaktionär betonte stets, eine Ablösung des Vorstandsvorsitzenden stehe nicht zur Debatte. Der BMW-Sprecher sagte am Dienstag: "Ein Vorstandswechsel steht außer Diskussion." Als möglicher Nachfolger war auch Porsche-Chef Wendelin Wiedeking genannt worden. "An all diesen Spekulationen ist absolut nichts dran", sagte ein Porsche-Sprecher am Dienstag.
Der BMW-Sprecher betonte, die Kosten für den Verkauf seien von den Rückstellungen in Höhe von 3,1 Milliarden Euro in der Bilanz des Jahres 1999 abgedeckt. "Wir gehen davon aus, dass wir diesen Betrag nicht voll ausschöpfen müssen." Auch der 500-Millionen-Pfund-Kredit (knapp 1,7 Milliarden Mark), den BMW dem Phoenix-Konsortium für die Anlauffinanzierung gewährt, sei durch die Rückstellungen abgedeckt. "Das wird aber zurückgezahlt."
Der BMW-Konzern schloss 1999 wegen der Rover-Krise erstmals seit Jahrzehnten mit einem Milliardenverlust. Das Minus belief sich auf knapp 4,9 Milliarden Mark. Nach Schätzungen von Analysten kostete das Rover-Debakel insgesamt bis zu zehn Milliarden Mark.