Vermögensaufbau Wenn Anleger unter Japan-Nervosität leiden

Nicht hinsehen: Anleger fragen sich, wie sie auf die Ereignisse in Japan reagieren sollen - viele Experten meinen: erstmal garnicht
Foto: dapdHamburg - Investiert bleiben, umschichten, Erspartes in Sicherheit bringen - oder gar schon wieder neu in Aktien einsteigen wie die Profis? Nach den Kurseinbrüchen ging es an den Börsen am Freitag wieder aufwärts. Jetzt hängt alles von der weiteren Entwicklung in Japan ab.
"Kühlen Kopf bewahren, erst einmal nicht verkaufen und abwarten", rät Marco Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Die Experten des DSW hatten in den vergangenen Tagen alle Hände voll zu tun, um die Anfragen besorgter Aktionäre zu bewältigen. Wer jetzt von Angst getrieben seine Positionen auflöse, verkaufe "zum schlechtesten Kurs", ist der Aktionärsschützer überzeugt. Die Weltkonjunktur sei nach wie vor robust. Aktien und Fonds blieben eine gute Wahl. An diesen Eckdaten habe sich bislang nichts geändert.
Das sieht auch Niklas Breckling vom Wertpapierhandelshaus Schnigge so: "Die deutsche Wirtschaft ist so gesund wie vor der Tragödie in Japan." Der Börsenmakler hält die Panikverkäufe der vergangenen Tage für eine "Überreaktion" der Investoren, vergleichbar mit der Phase unmittelbar nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 in den USA. "Wer jetzt die alte Börsenregel beherzigt, Gekauftes einfach im Depot liegen zu lassen, macht erstmal nichts falsch", sagt Breckling.
Experten raten von Gold ab
Auf keinen Fall sollten Privatanleger offenbar in Gold flüchten. Das Edelmetall gilt vielen Anlegern zwar immer noch als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Doch viele Finanzexperten winken ab. "Gold ist zum reinen Spekulationsobjekt geworden, Finger weg", mahnt der Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau, Andreas Beck zur Vorsicht.
"Ein Umschichten in Gold kann viel mehr schaden als nützen", warnt auch Michael Reuss, Vermögensverwalter in München. Japan sei für seine immensen Goldbestände bekannt. Davon werde sich das Land aber zwangsläufig trennen müssen, um den Wiederaufbau finanzieren zu können. "Und das dürfte für einen Preisverfall sorgen", prophezeit der Vermögensverwalter. Für Kleinanleger, die nun zu Rekordpreisen von aktuell wieder mehr als 1.400 Dollar pro Feinunze Gold einsteigen, seien Verluste dann sicher.
Wer sein Aktiendepot als zu "heiß" empfinde und unbedingt verkaufen wolle, dem rate er höchstens zum Kauf von Bundesschatzbriefen, betont Aktionärsschützer Cabras. Die Investments beim Bund gelten als sicher sowie unschlagbar kostengünstig, werfen aber nur magere Zinsen ab. Das Umschichten auf festverzinsliche Wertpapiere von Banken oder auf Tagesgeldkonten sei weniger empfehlenswert, winkt Cabras ab. "Umschichten ist wegen hoher Gebühren immer recht teuer erkauft, das sollte man im Hinterkopf behalten."
Die Krux mit der Sicherheit
Günstigere Alternative für Sicherheitsbedürftige: Das Depot gegen fallende Kurse absichern, etwa durch den Kauf eines sogenannten Short-Dax-Zertifikats. Verliert der Dax-Index beispielsweise 5 Prozent, dann wird der Short Dax um 5 Prozent steigen. "Damit kann man das Verlustrisiko merklich herunterfahren", sagt Roland Aulitzky, Börsenexperte von "Finanztest".
Auf Währungsspekulationen mit dem japanischen Yen solle sich niemand einlassen, warnt Reuss. Das sei keine sichere Bank. Derzeit lösen Japaner zwar ausländische Investments auf, um sich mit ihrer Währung einzudecken. Bald schon werde der Yen aber deutlich schwächer sein. "Damit spekulieren wäre Wahnsinn", so Reuss.
Sollte der Super-Gau in Japan abgewendet werden können, rechnet Börsenmakler Breckling schon bald wieder mit einer nachhaltigen Erholung der Börsenkurse weltweit. Der Handelsprofi ist überzeugt: Tritt das schlimmste Katastrophenszenario nicht ein, dürfte der deutsche Leitindex Dax schnell wieder die 7000-Punkte-Marke überspringen. Institutionelle Anleger und Fondsmanager seien bereits seit Tagen dabei, die Kurskorrektur zu nutzen und sich mit neuen Aktien einzudecken, unter anderem mit Rohstofftiteln und Autoaktien.
"Es spricht nichts dagegen, dass auch risikobereite Kleinanleger, die jetzt einen größeren Betrag investieren wollen, zumindest einen Teil des Geldes wieder in Top-Aktien investieren", sagt Breckling. Bloß nicht, warnt hingegen Vermögensexperte Beck. Bis die Tragweite der japanischen Katastrophe nicht klar sei, sei ein neues Investment an den Börsen schlicht zu gefährlich. "Nicht vorstellbar, wie stark die Kurse fallen, wenn die schlimmsten Befürchtungen in Japan Wirklichkeit werden", gibt auch Aulitzky zu bedenken.