Liebesbrief-Virus Milliarden-Schaden für die Wirtschaft
Hamburg - Das Virus wird frühestens am Montag, in den Griff zu bekommen sein, so finnische Experten. Die australische Computer-Expertin Frances Ludgate sprach sogar von Wochen.
"Es ist das bösartigste, schädlichste, teuerste und am schnellsten um sich greifende Virus in der Computergeschichte", sagte der leitende Wissenschaftler von ICSA.net, Peter Tippett.
Nach Schätzungen von US-Experten hat das Virus allein in Nordamerika einen Schaden von einer Milliarde Dollar verursacht. Darin sind Produktionsausfälle sowie Kosten für die Reinigung von Software und für neue Antivirusprogramme enthalten.
Auch in Deutschland hat das Virus um sich gegriffen und nach Schätzungen Schäden in Millionenhöhe verursacht. Einer Umfrage der Nachrichtenagentur "Reuters" zufolge, waren das Auswärtige Amt, das Innen-, das Wirtschafts- und das Justizministerium betroffen.
Unklar blieb, ob das Virus auch die Computer des Verteidigungsministeriums und der Bundeswehr angegriffen hatte. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte, man sei vorbereitet, wolle sich aber nicht dazu äußern, ob das Virus aufgetreten sei.
Auch bei vielen Firmen war das E-Mail-Programm eine Zeit lang unterbrochen, unter anderem bei der Intershop AG und der Jenoptik AG in Jena. Meistens dauerte es nach Firmenangaben jedoch nicht lange, bis alles wieder normal lief. Bei DaimlerChrysler, BASF, SAP und Preussag wurde das Virus frühzeitig entdeckt und unschädlich gemacht. Die Expo-Gesellschaft und der Reiseveranstalter TUI in Hannover fuhren ihre Server vorsichtshalber herunter.
Der Axel Springer Verlag stellte sich am Donnerstag zunächst auf Notauflagen seiner Blätter ein. Im Laufe des Nachmittags ging aber alles seinen gewohnten Lauf. Bei Pro 7 nahmen die Verantwortlichen den Server für vier Stunden komplett vom Netz. Siemens fuhr seine Mail-Server herunter, die Produktion sei aber nicht gestört worden. Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank meldeten keine nennenswerten Störungen.
Auch die Computer der Landesregierungen in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bremen und Hamburg waren am Donnerstag teilweise lahm gelegt. Das Bundeswirtschaftministerium schaltete seine Rechner ganz ab: Keine E-Mail für zwei volle Tage. Bundespresse- und Kanzleramt waren nach offiziellen Angaben nicht betroffen.
Um dem Viren-Programmierer das Handwerk zu legen, haben die USA unterdessen das FBI eingeschaltet. Bisher steht ein 23-jähriger Mann aus der philippinischen Hauptstadt Manila unter dringendem Tatverdacht.