Rücker Kommt für bis zu 21 Euro
Wiesbaden - Mit Rücker strebt ein Unternehmen an den Neuen Markt, das sich dort nur schwer einsortieren lässt: 1970 von Wolfgang Rücker gegründet, ist die Gesellschaft im Umfeld der Wachstumstitel bereits ein etablierter Oldie mit hoher Mitarbeiterzahl.
Auch die Branche - die Wiesbadener sind im weiteren Sinne Zulieferer der Automobilindustrie - ist nicht gerade für ihre Zugekörigkeit zur New Economy bekannt: Bevor ein Auto die ersten Meter auf der Straße rollt oder ein Flugzeug zum Jungfernflug abhebt, hat die Industrie mit Hilfe des Börsenkandidaten die Vehikel am Computer erprobt. Das Unternehmen nennt das virtuelle Produktentwicklung.
Rücker hat sich zum Ziel gesetzt, bei der virtuellen Produktentwicklung eine weltweit führende Position einzunehmen. Von der momentan niedrigen Bewertung der Automobzulieferer lässt sich das Unternehmen dabei nicht schrecken. "Wir sind anders positioniert. Wir haben keine Maschinen, sondern verkaufen ausschließlich die geistige Leistung unserer Mitarbeiter. In diesem Bereich wächst der Markt um jährlich 15 bis 20 Prozent", versicherte Vorstandschef Wolfgang Rücker in einem Interview.
Die Emissionserlöse sollen laut Unternehmensangaben zur Expansion ins europäische Ausland sowie in den USA und Asien genutzt werden. Weiterhin seien Akquisitionen geplant, mit verschiedenen Firmen würden derzeit Gespräche geführt.
Bei dem Börsengang werden 1,85 Millionen Aktien aus einer Kapitalerhöhung sowie 327.500 Aktien aus Altaktionärsbesitz offeriert. Außerdem steht eine Mehrzuteilungsoption von bis zu 326.625 Aktien aus einer Kapitalerhöhung zur Verfügung. Als Konsortialführer fungieren die Landesbank Baden-Württemberg und die Commerzbank. Im Konsortium sind außerdem die Privatbanken Hauck & Aufhäuser und M.M.Warburg.
Die Zeichnungsfrist beginnt am Freitag (5. Mai) und endet am darauffolgenden Donnerstag (11. Mai). Die Preisfindungs-Spanne für die Aktien beläuft sich auf 18 bis 21 Euro. Die Erstnotierung der Aktien am Frankfurter Neuen Markt ist für den 15. Mai vorgesehen.
Im Geschäftjahr 1999 steigerte das Wiesbadener Unternehmen seien Umsatz um 27,8 Prozent auf 178,2 Millionen Mark. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) stieg von 5,9 Millionen Mark 1997 auf 9,8 Millionen Mark im Jahr darauf. Für die kommenden Jahre erwartet Rücker ein zweistelliges jährliches Umsatzwachstum.
Rücker ist derzeit in zwölf Ländern mit 40 Standorten vertreten, darunter USA, Großbritannien, Mexiko, Polen, Brasilien und Spanien. Ende 1999 beschäftigte der Konzern rund 1350 Mitarbeiter. Umsatzstärkster Bereich ist die computergestützte Entwicklung im Automobilbau. Weitere Gesschäftsfelder sind Entwicklungen für die Luftfahrt, Elektronik und Kommunikation, IT-Managment sowie Umweltsimulation und Fahrzeugsicherheit.