Deutsche Börse AG Handel rund um die Uhr mit Fusionsbörse iX und Nasdaq
Frankfurt am Main/London - Das bestätigte der Frankfurter Börsenchef Werner Seifert am Mittwoch. Zuvor hatten die Deutsche Börse AG und der London Stock Exchange (LSE) ihr Zusammengehen bekannt gegeben. Die neue Gesellschaft soll iX (International Exchanges) heißen und in London ansässig sein.
Der Zusammenschluss der beiden Börsen war in den vergangenen Tagen bereits erwartet worden Fusion mit London Stock Exchange perfekt. Überraschend kam dagegen die weit reichende Beteiligung der Nasdaq. Den Angaben zufolge wollen iX und Nasdaq Europe einen gemeinsamen Handelsplatz für Wachstums- und Technologieaktien gründen. In diesen soll der besonders erfolgreiche Neue Markt aus Frankfurt und dessen Londoner Pendant Techmark eingebracht werden.
Nach Worten von Nasdaq-Chef Frank Zarb soll der paneuropäische Marktplatz für High-Tech-Titel nicht nur mit dem US-Markt, sondern auch mit dem Finanzplatz Japan verbunden werden, um einen Aktienhandel rund um die Uhr anbieten zu können.
Die beiden Gründungs-Börsen werden sich die Aufgaben aufteilen. Während die Marktschwergewichte, die sogenannten Standardwerte, künftig in London notiert werden, gehen der Handel mit Wachstumswerten und die Termingeschäfte nach Frankfurt.
Seifert: "Wir sind bereit, mit jeder Börse zu sprechen"
Mit Blick auf die wahrscheinliche Teilnahme der spanischen und italienischen Aktienmärkte an iX sagte Seifert, iX habe ein offenes Konzept, an dem alle teilnehmen könnten. Zunächst würden London und Frankfurt fusionieren, dann kämen Madrid und Mailand in einem zweiten Schritt und später möglicherweise weitere Börsen hinzu.
"Wir sind bereit, mit jeder Börse zu sprechen", sagte Seifert. Dazu könnte auch der Züricher Aktienmarkt gehören. Auf die Frage, ob Frankfurt und London auch die vor der zur Fusion zu "Euronext" stehenden Börsen in Amsterdam, Brüssel und Paris zur Teilnahme an iX eingeladen haben, wollten allerdings weder Seifert noch Cruickshank eingehen.
Ausweichend reagierten die neuen Chefs der Börse auch auf die Frage, ob die Aktien an der iX in Euro oder Pfund gehandelt werden sollen. Cruickshank sagte, ob in London in Pfund oder Euro gehandelt werde, entschieden die Kunden und Marktteilnehmer. Außerdem sei die Berechnung der Kurse beziehungsweise deren Ausweis in Pfund und Euro möglich. Seifert sagte, wenn iX in Euro handeln sollte, sei dies auf keinen Fall als Signal an die britische Regierung anzusehen, der Euro-Zone beizutreten. Entscheidend sei, was die Kunden wollten.
Geballte Marktmacht in Europa
iX werde mit einem Anteil von mehr als der Hälfte am gesamten Handelsvolumen und mit 45 Prozent der 300 wichtigsten Aktienwerte größter europäischer Aktienmarkt sein, hieß es weiter. Mit Ausnahme des zur Deutschen Börse gehörenden Abwicklungssystems Clearstream bringen die Partner alle ihre Geschäftsaktivitäten in iX ein und erhalten dafür je die Hälfte an der neuen Gesellschaft.
Der Frankfurter Börsenchef Werner Seifert soll iX als Vorstandschef (Chief Executive Officer) leiten. Der designierte Chef der Londoner Börse, Don Cruickshank, übernimmt den Posten des Chairman, als den Vorsitz im Verwaltungsrat. Langfristig sei ein Börsengang von iX vorgesehen, hieß es.
Fusionserfolg erst im zweiten Anlauf
Die Börsenfusion erfolgt vor dem Hintergrund der Euro-Einführung, des Wettbewerb mit dem boomenden US-Aktienmarkt und des Drucks internationaler Investoren, die kostspielige Kleinstaaterei der europäischen Aktienmärkte zu beenden. Bereits vor zwei Jahren hatten die Börsen in London und Frankfurt den gemeinsamen Handel von europäischen Blue Chips angekündigt, den Plan aber wieder aufgegeben. Im März 2000 hatten sich schließlich die Handelsplätze Paris, Brüssel und Amsterdam zum zweitgrößten Finanzplatz Europas zusammengeschlossen und Frankfurt damit auf Platz drei verwiesen.
Das französisch-belgisch-niederländische Unternehmen namens Euronext repräsentiert 1300 Unternehmen und verwaltet ein Kapital von 2,38 Billiarden Euro. Der Dreier-Zusammenschluss hatte vergeblich versucht, auch die Londoner Börse mit ins Boot zu holen.