Altersvorsorge Sparen, sparen, sparen - und an die Kosten denken

Präzise Rechnen: Bei der Altersvorsorge kommt es vor allem auf die Kosten der Finanzprodukte an
Foto: Jörg Carstensen/ picture-alliance / dpa/dpawebHamburg - Auch mit wenig Geld lässt sich eine akzeptable Altersvorsorge aufbauen. Wichtig ist es, den größten Freund des Sparers nicht zu vergessen: die Zeit.
Eine zweite Faustregel lautet: Man kann nie zu wenig Geld zum Sparen haben, man darf nur nicht zu lange warten, mit dem Sparen anzufangen. Denn wer, zum Beispiel mit einem Aktienfonds, 20 Jahre lang 67 Euro im Monat bei 5 Prozent spart, hat ein Kapital von 27.000 Euro aufgebaut. Wer aber 10 Jahre länger sparen kann, der kommt auf die doppelte Summe. Allerdings haben die Börsen in den vergangenen Jahren selbst diese Renditen kaum abgeworfen.
Wer nur wenig Geld für die Vorsorge einsetzen kann, muss vor allem darauf achten, die Kosten so gering wie möglich zu halten. Verzichten sollte man deshalb auf Vorsorgeformen, die besonders kostenintensiv sind, wie zum Beispiel Versicherungen.
Zu empfehlen sind dagegen Banken, bei denen Sparer keine Depot- oder Kontogebühren zahlen müssen - und Anlageformen ohne Zusatzkosten. Denn bei beispielsweise 67 Euro Sparbetrag spürt man jeden Euro, der für Kosten abgeht, im Alter besonders schmerzlich: Ohne Ausgabeaufschlag und bei 5 Prozent Rendite bringt der bereits erwähnte Fonds immerhin knapp 2700 Euro mehr Erspartes, als wenn von den 67 Euro noch 5 Prozent Kosten abgezogen werden.
Vorsicht vor Wunderrenditen
67 Euro im Monat sind nicht viel für eine wirklich sorgenfreie Zusatzrente. Viele Anleger kommen deshalb auf den Gedanken, ihr Geld in vermeintlichen Wunderinvestments anzulegen, mit denen sie angeblich sowohl in guten wie auch in schlechten Zeiten viel Geld verdienen können. Gäbe es allerdings sichere Anlagen, bei denen Sparer immer gewinnen, egal, wie sich die Börse entwickelt, dann gäbe es in diesem Land auch niemanden, der sich Sorgen um seinen Lebensstandard im Ruhestand machen müsste.
Ähnliche Wunderwirkungen werden neben Hedgefonds auch Garantiefonds zugeschrieben: Diese Fonds sollen Anleger in die Lage versetzen, an allen Gewinnen voll teilzuhaben, vor den Verlusten jedoch geschützt zu sein. Allen diesen Modellen ist gemein: Als Ergänzung zu einer ausgewogenen Anlagestrategie taugen sie wohl - als einziges Investment aber sind sie unbrauchbar.
Denn was immer an Sicherheit gegen Kursverfall geboten wird, kostet Geld. Der Fondsmanager muss sich gegen fallende Aktienkurse durch Optionen absichern - und das kostet Geld, das die Sparer bezahlen. Und wenn Fondsmanager überproportional von steigenden Aktienkursen profitieren wollen, können sie das ebenfalls nur mit Optionen, für deren Kauf die Anlegergelder eingesetzt werden.
Eine kleine Vorsorgekasse muss nicht klein bleiben: Immerhin bietet der Staat viele Möglichkeiten, die monatliche Rate aufzustocken. Das beste Beispiel ist die Riester-Rente. Bei einem berufstätigen Arbeitnehmer mit zwei Kindern ist im besten Fall ein Zuschuss von über 40 Euro im Monat möglich - das entspricht oft einer Förderquote von 50 Prozent, die Vater Staat auf die eigene Sparrate drauflegt.
Wenn Anspruch auf staatliche Leistungen besteht, sollten die Zuschüsse immer in Anspruch genommen werden. Das gilt übrigens unabhängig davon, ob die Leistungen später versteuert werden müssen (Riester-Rente) oder nicht. Denn bis zu einem gewissen Grundbetrag ist das Einkommen sowieso steuerfrei - gerade für Rentner.
Versicherungs- und Finanzberater sowie andere Geldexperten lieben Kunden, die für das Alter vorsorgen wollen. Der Grund liegt auf der Hand: Mit lang laufenden Verträgen lassen sich hohe Provisionen verdienen. Bevor Sparer deshalb zum Berater gehen, sollten sie überlegen, ob sie wirklich eine Unterstützung brauchen oder ob sie nicht selbst in der Lage sind, 67 Euro (oder welchen Betrag auch immer) im Monat selbst langfristig anzulegen. Schließlich fehlt jeder Euro, den jemand anders an der Altersvorsorge verdient, bei der monatlichen Vorsorge. Und damit später doppelt und dreifach bei den Altersbezügen.