T-Online Spekulationen um Ausgabepreisspanne

Vier Tage vor dem Börsengang beginnt die Zeit des bangen Wartens. Presseberichten zufolge haben viele Privatanleger die Aktie geordert. Großinvestoren scheinen dagegen immer vorsichtiger zu werden. Drückt das den Ausgabepreis?

Frankfurt am Main - Die Aktien der Telekom-Tochter sollen von Privatanlegern stark überzeichnet worden sein, hieß es am Donnerstag aus Kreisen, die mit dem Börsengang von T-Online vertraut sind. Bei den Großinvestoren macht sich aber offenbar Skepsis breit. "Einige institutionelle Anleger scheinen ihre Position noch einmal zu überdenken und haben ihre Orders verkleinert", sagte ein Händler in München.

Am Mittwoch war die Zeichnungsfrist für Privatanleger abgelaufen, institutionelle Investoren haben noch bis Freitag Gelegenheit zu zeichnen. Am kommenden Montag ist die Erstnotiz am Frankfurter Neuen Markt geplant. Die Deutsche Telekom hatte die Preisspanne auf 26 bis 32 Euro festgelegt. Im vorbörslichen Handel per Erscheinen wird die Aktie am Donnerstag deutlich schwächer als am Mittwoch 31,00 zu 33,50 Euro gestellt und sank damit auf das obere Ende der Ausgabepreisspanne.

Ausgabepreis niedriger als erwartet?

Spekulationen, die Aktie werde nicht am oberen Rand der Spanne, sondern für weniger als 32,00 Euro ausgegeben, wollte die Telekom-Tochter nicht kommentieren. Der Ausgabepreis werde im Laufe des Wochenendes bekanntgegeben, erklärte ein Unternehmenssprecher. T-Online bietet knapp 106 Millionen Aktien zum Kauf an, von denen je rund die Hälfte an Kleinaktionäre und institutionelle Investoren vergeben werden soll.

Aus Kreisen verlautete am Vormittag, die Emission sei auf der institutionellen Seite 18-fach, bei den Privatkunden zwölffach überzeichnet. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf nicht näher bezeichnete, informierte Kreise, die Emission sei von Privatanlegern sogar 20-fach überzeichnet. Auch diese Meldungen wollte T-Online nicht kommentieren.

Anlaß zu Diskussionen über den Ausgabekurs gaben die fortgesetzte Talfahrt der US-Nasdaq, die am Mittwoch ihren zweitgrößten Einbruch hinnehmen mußte. Marktbeobachter verwiesen dabei auch immer wieder auf das schlechte Beispiel der Emission von Lycos Europe Ende März. Die Aktien des Internetportals Lycos waren mit 24,00 Euro ausgegeben worden und werden am Donnerstagmittag mit 15,60 Euro gehandelt. Zu diesem Vergleich wollte der T-Online-Sprecher keinen Kommentar abgeben. Er könne nicht den Börsengang anderer Unternehmen kommentieren. Weiter sagte er, T-Online sehe sich als ausgesprochen solides Unternehmen.

T-Online dementiert höhere Verluste

Laut "Financial Times Deutschland" ist T-Online dagegen tiefer in die Verlustzone gerutscht. Im Januar und Februar seien im operativen Geschäft Einbußen von rund sechs Millionen Mark aufgelaufen. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen ein Plus von vier Millionen Mark erwirtschaftet.

Wie das Blatt weiter berichtete, ist nach internen Zahlen von T-Online mit einem deutlich negativeren Ergebnis als im vergangenen Jahr zu rechnen. 1999 soll der Fehlbetrag bei 10,6 Millionen Mark gelegen haben. Die Deutsche Telekom äußerte sich nicht zu den Zahlen. Ein T-Online-Sprecher betonte dagegen, das Unternehmen liege "sowohl bei der Gewinnung von Neukunden als auch beim operativen Ergebnis deutlich über Plan".

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren