

Honolulu - "Das ist ein Weckruf." US-Außenministerin Hillary Clinton hat mit klaren Worten in den Streit um die Verknappung der sogenannten Seltenen Erden wie Lanthan, Europium und Neodym eingegriffen. Auf einer Pressekonferenz in Honolulu hat sie Peking zu einem klaren Bekenntnis aufgefordert, wie der Export der Metalle künftig geregelt werden soll. Diese Rohstoffart ist wichtig für die Hightech-Industrie auch im Westen, China genießt als Lieferant praktisch ein weltweites Monopol.
Die Restriktionen Pekings bei der Ausfuhr hatten zuletzt weltweit Besorgnis in der Industrie ausgelöst, auch in Deutschland. China habe den Export der sogenannten Seltenen Erden aus eigennützigen Gründen massiv beschränkt, kritisierte zuletzt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Werner Schnappauf. Durch die Exportbeschränkungen seien die Preise einiger Metalle schon um das Dreifache gestiegen. Bis Jahresende sei sogar eine Steigerung auf das Fünf- bis Siebenfache möglich.
Ein Sprecher des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie hatte zuvor beteuert, die Metalle würden nicht als "Druckmittel in Verhandlungen" mit anderen Staaten eingesetzt. Clinton sagte dazu: "Ich hoffe, dass dies bedeutet, dass der Handel mit diesen wichtigen Materialien uneingeschränkt und ohne Behinderungen fortgesetzt wird."
Zugleich sagte die US-Außenministerin, alle Industriestaaten müssten nach neuen Vorkommen suchen. Damit spielte sie namentlich auch auf Japan an - Chinas Nachbarstaat hat bereits angekündigt, auf Seltene-Erden-Vorkommen in Vietnam ausweichen zu wollen. Diese werden aber frühestens 2013 erschlossen sein. Clinton hielt ihre Pressekonferenz gemeinsam mit dem japanischen Außenminister Maehara ab.
Seltene Erden sind metallische Grundstoffe. Im Periodensystem sind es 17 Elemente, darunter Scandium, Yttrium und Lanthan. Sie haben außergewöhnliche Eigenschaften und gelten etwa für Metalllegierungen und Spezialgläser als unentbehrlich.
In vielen Schlüsseltechnologien spielen sie eine wichtige Rolle. Die Bandbreite ihrer Verwendung reicht von Batterien über Mobiltelefone, Laser, Flachbildschirme bis hin zu Luftwaffensystemen. Auch für die Herstellung von Hybrid-Fahrzeugen sind die Rohstoffe wichtig.
Der Technologiekonzern Siemens braucht die Metalle besonders für die Magnetproduktion und Spezialanwendungen in der Licht- und Medizintechnik. Autozulieferer Bosch nutzt Seltene Erden zur Herstellung von Magneten in Elektromotoren.
Vietnam könnte Alternative sein
"In manchen Unternehmen gibt es bereits echte Probleme mit der Verfügbarkeit", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Schnappauf. Das gelte etwa für Lanthan, einen Rohstoff, der zum Beispiel in der Photovoltaiktechnik verwendet werde.
Schnappauf sieht die Politik in der Pflicht: "Wir haben die Herausforderung frühzeitig aufgegriffen und seit vielen Jahren auf die politische Agenda gesetzt." Anlass zur Hoffnung sieht er in der neuen Rohstoffstrategie der Bundesregierung: Dies sei "ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Rohstoffsicherheit". Zudem wolle die EU im November eine zweite Initiative ihrer Rohstoffstrategie vorstellen.
Aus China stammen 97 Prozent der weltweit genutzten Seltenen Erden. Japan und Südkorea sind bereits auf der Suche nach alternativen Lieferanten, um die Abhängigkeit von der Volksrepublik zu verringern. So könnten Lieferungen beispielsweise aus Vietnam kommen. China hatte 2005 beschlossen, die Exportquoten für die Technologiemetalle schrittweise zu reduzieren, um seine Bestände zu schonen. 2010 liegt die Kürzung bei drastischen 40 Prozent.
Rohstoffe: Enorme Preisschübe seit 2009
Autoindustrie
Für die Entwicklung von Elektromotoren und Hybridautos brauchen die Hersteller unter anderem große Mengen an Kupfer und der Seltenen Erde Neodym. Für Brennstoffzellen wächst der Bedarf an Platin und Scandium. Bei der Produktion von Batterien für Elektroautos sind Große Mengen Kobalt nötig.
Quelle: Fraunhofer Institut System- und Innovationsforschung 2009
Computerbranche
Ein Engpass bei Kobalt würde auch die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus für Notebooks erschweren.
Telekommunikationsbranche
Die Effizienz von Glasfaserkabel der neuesten Generation wird durch den Einsatz von Germanium verbessert. Der Bedarf wird deutlich steigen - jährlich wächst der Markt um 9 Prozent.
Solarindustrie
Vor allem die wachsende Dünnschichttechnologie braucht eine Reihe seltener Rohstoffe. Zu ihnen zählen
Selen, Gallium, Indium, Arsen, Germanium, Tellur und Cadmium. Wenn Öl, Gas und Kohle teurer werden, erwarten Experten einen Run auf die Anlagen. Bei klassischen Solarzellen sind Engpässe bei Solarsilizium zu erwarten.
Logistikbranche
Vor allem die Betreiber von Mautsystemen, Geschwindigkeitsmessanlagen und Warenerfassungssystemen nutzen die Technologie RFID (Radio Frequency Identification), die der Identifizierung von Objekten, Personen und Tieren über Funk dient. Die erwartete Verteuerung von Silber und Kupfer könnte den Vormarsch der Innovation allerdings bremsen.
Medizintechnik
Moderne Implantate (im Bild eine künstliche Bandscheibe) enthalten oft besonders wertvolle Rohstoffe wie Titan, Chrom und Kobalt. Die steigende Nachfrage nach den Hilfsmitteln könnte die Branche vor Probleme stellen.
Stahlindustrie
Nicht nur, dass die Minenfirmen immer höhere Preise für Eisenerz verlangen. Für die Herstellung von Stahl für Autos, Pipelines und Eisenbahnschienen brauchen die Produzenten große Mengen Niob. Der Bedarf dürfte sich bis 2030 verdreifachen.
Optische Industrie
Lasergeräte, deren Anteil bei der Materialbearbeitung kräftig wächst, sind auf Germanium, Yttrium und Neodym angewiesen. Der Bedarf wird deutlich wachsen, dürfte allerdings zu decken sein.
Flugzeugbau
Die Branche braucht dringend leichtere Flugzeuge, und setzt dabei auf Aluminium. Die Seltene Erde Scandium erhöht dessen Festigkeit. Doch wegen dessen geringer Verfügbarkeit kann die Technologie bisher lediglich im Militärbereich angewendet werden. Eine weitere Verbreitung könnte am hohen Preis scheitern.
Elektroindustrie
Neue Lötmaterialien müssen ohne das gesundheitsschädliche Blei auskommen. Firmen, in denen elektrische Schaltungen gelötet werden, sind stattdessen auf Zinn und Silber angewiesen. Allein der Silberbedarf für Weichlote würde bei moderatem Wachstum der Branche rasch die Weltproduktion von 2006 übersteigen.
Anlagenbau
Bei den vor allem im arabischen Raum stärker gefragten Meerwasserentsalzungsanlagen kommen zahlreiche Rohstoffe wie Eisen, Aluminium und Zink zum Einsatz. Die zunehmende Verbreitung der Anlagen wird vor allem aber bei Palladium und Titan zu Nachfrageschüben führen, die für die weltweiten Rohstoffmärkte spürbar sind.
Autoindustrie
Für die Entwicklung von Elektromotoren und Hybridautos brauchen die Hersteller unter anderem große Mengen an Kupfer und der Seltenen Erde Neodym. Für Brennstoffzellen wächst der Bedarf an Platin und Scandium. Bei der Produktion von Batterien für Elektroautos sind Große Mengen Kobalt nötig.
Quelle: Fraunhofer Institut System- und Innovationsforschung 2009
Logistikbranche
Vor allem die Betreiber von Mautsystemen, Geschwindigkeitsmessanlagen und Warenerfassungssystemen nutzen die Technologie RFID (Radio Frequency Identification), die der Identifizierung von Objekten, Personen und Tieren über Funk dient. Die erwartete Verteuerung von Silber und Kupfer könnte den Vormarsch der Innovation allerdings bremsen.