CDU Merkels neuer Mann irritiert CSU
Berlin - Nach einer Sitzung des CDU-Bundesvorstands sagte Merkel am Dienstagabend, Polenz bringe eine breite Erfahrung in der innerparteilichen Arbeit mit. Der Bundesvorstand habe ihren Vorschlag mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Polenz kündigte an, er wolle die innerparteiliche Demokratie vorantreiben und mit der CSU "freundschaftlich" zusammenarbeiten. Bei der bayerischen Schwesterpartei hatte Merkels Vorschlag ein geteiltes Echo ausgelöst. Lob kam dagegen aus der CDU. Der Bundesvorstand beschloss zudem umfangreiche Einsparungen, um die wegen der Spendenaffäre maroden Parteifinanzen zu sanieren.
Merkel sagte, Polenz vertrete ein breites politisches Spektrum und werde dem Anspruch der Volkspartei der Mitte gerecht. Seine Aufgabe werde es sein, moderne Formen der innerparteilichen Komunikation voranzubringen. Polenz, der sich dem Vorstand vorgestellt hatte, sagte, er wolle die Reform der Partei bis zu den Bundestagswahlen 2002 voranbringen. Er fordere einen neuen Stil in der CDU. Auf dem CDU-Bundesparteitag kommende Woche in Essen sollen Merkel und Polenz in ihre neuen Ämter gewählt werden. Merkel hat das Vorschlagsrecht für den Posten des Generalsekretärs.
CSU-Generalsekretär Thomas Goppel äußerte sich zurückhaltend zu Polenz. "Wer auch immer Generalsekretär der CDU wird, hat die selbe Aufgabe wie ich: Die Aufträge der oder des Vorsitzenden zu erfülllen", erklärte er am Abend in München. Vorurteile seien sinnlos. "Herr Polenz hat bis jetzt in anderen Bereichen seine Arbeit souverän gemacht". Der CSU-Politiker Horst Seehofer sagte im ZDF, er kenne Polenz aus langjähriger Arbeit in der Fraktion und halte ihn für einen guten Mann.
In CSU-Kreisen war zuvor schon Skepsis gegenüber Polenz laut geworden. Dieser zähle zum linken Flügel in der CDU und sei der Schwesterpartei bislang nicht als Verbündeter aufgefallen, hatte es in Parteikreisen geheißen. Die CSU ist besorgt, dass die CDU unter Führung der als liberal geltenden ostdeutschen Protestantin Merkel Wähler am rechten Rand verprellen könnte.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Hans-Peter Repnik (CDU), bezeichnete Polenz als eines der Talente in der Partei. Er habe viel Sachverstand und leiste seriöse Arbeit. Polenz trete gut nach außen auf, sei aber kein "Dampfplauderer". Als katholischer Vertreter der West-CDU gilt Polenz als gute Ergänzung zu der aus Ostdeutschland stammenden protestantischen Merkel.