Die Skeptiker haben am Aktienmarkt wieder die Oberhand. Zum Wochenschluss prägten Zweifel an der langfristigen Zahlungsfähigkeit Griechenlands sowie an der weltweiten Konjunkturerholung die Stimmung. Auch neue US-Daten enttäuschten. VW und Daimler gaben deutlich nach, der Dax verliert auf Wochensicht knapp 3 Prozent.
Frankfurt - Der Dax schloss am Freitag 0,7 Prozent tiefer bei 6070 Punkten. Auf Wochensicht gab der deutsche Leitindex 2,4 Prozent ab. Das Thema Griechenland hänge wie ein Damoklesschwert über dem Markt, erklärte ein Börsianer. Viele Investoren gingen davon aus, dass sich die befürchtete Umschuldung auf lange Sicht nicht umgehen lässt, sagte ein Devisenhändler.
"Griechenland ist zwar für drei Jahre durch den europäischen Rettungsschirm geschützt. Aber die wenigsten glauben, dass sie danach in der Lage sein werden, ihre Schulden zu bezahlen", betonte er.
Prämien für griechische CDS erneut auf Rekordhoch
Mehrere Händler sagten, Anleger gingen zu fast 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Mittelmeerstaat seine Gläubiger nicht bedienen können werde. Die Kosten für die Ausfallversicherung griechischer Staatsanleihen sind derzeit so hoch wie nie.
US-Wachstum geringer als erwartet - Autowerte unter Druck
Die Konjunkturskeptiker am Markt erhielten neue Nahrung durch neue Daten aus den USA. Das Wirtschaftswachstum dort fiel nach neuer Schätzung der Regierung geringer aus als zunächst berechnet.
Ins Minus zogen den deutschen Markt vor allem die Autowerte: Die Dax-Schwergewichte Daimler und Volkswagen gaben 3,3 beziehungsweise 2,8 Prozent nach und waren damit die größten Verlierer. Die Experten der UBS hatten die Aktien der Autokonzerne heruntergestuft. Auch BMW lagen 2,4 Prozent im Minus, die Papiere des im MDax gelisteten Zulieferers Continental gaben 3,8 Prozent ab.
BP: Ölkatastrophe schmälert Börsenwert um 100 Milliarden Dollar
Spitzenreiter im Leitindex waren die Titel der Commerzbank mit einem Plus von rund zwei Prozent. Gestützt wurden Finanztitel in Europa durch einen Kompromiss zur geplanten Reform der Finanzmarktregulierung in den USA. Die Einigung im US-Kongress bedeute für die Banken Vorgaben, die nicht so strikt seien wie befürchtet, sagte ein Händler.
In London legten die Anteilsscheine der Standard Chartered Bank mit 1,8 Prozent am stärksten zu. Die Titel der HSBC gewannen 0,7 Prozent. Der europäische Stoxx-Bankenindex konnte von allen Branchenbarometern mit einem Plus von 0,4 Prozent am deutlichsten zulegen. Dagegen notierten die Aktien der Deutschen Bank nach einer Berg- und Talfahrt 1,2 Prozent im Minus.
Die Titel des Ölkonzerns BP fielen um 6,4 Prozent auf 324 Pence und waren zeitweise so billig wie seit 14 Jahren nicht mehr. Händlern zufolge fürchten Investoren, BP müsse frisches Kapital am Markt aufnehmen, um die Kosten der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko zu stemmen. Zur Bekämpfung der Ölpest hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bisher 2,35 Milliarden Dollar ausgegeben. Seit dem Beginn der Umweltkatastrophe am 20. April hat BP rund 100 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren.