BMW Ausverkauf bei den Münchenern - Stammmarke soll es richten
München - Nur einen Tag nach der in Großbritannien scharf kritisierten Trennung von der verlustreichen Traditionsmarke Rover verkauft der Konzern nun auch die attraktive Geländewagenmarke Land Rover. Auf einen Schlag verliert BMW damit rund ein Drittel seines Absatzes. Rover und Land Rover verkauften im vergangenen Jahr mehr als 400.000 Autos. Während die Fusionswelle in der Branche auf Hochtouren läuft, droht BMW den Anschluss zu verlieren.
Trotz der sechs Milliarden Mark, die Ford für Land Rover auf den Tisch legen will, hinterlässt das Rover-Abenteuer Milliardenlöcher in der BMW-Kasse. Mehr als zehn Milliarden Mark wurden per Saldo in marode Fabriken und veraltete Autos versenkt. Im wahrsten Sinne hat sich Rover als große Pleite herausgestellt. Das Wort Fehler mochte BMW-Chef Joachim Milberg aber nicht in den Mund nehmen. In gewohnt distanzierter Manier sagte er lediglich: "Die bisher verfolgte Strategie hat sich schlussendlich als nicht zielführend erwiesen." Die Schuld schob er vor allem auf den Pfundkurs, die britische Regierung und die schwache Marke Rover.
Nun soll es die Stammmarke BMW alleine richten. In spätestens drei Jahren soll laut Branchenkennern der neue kleine 2er BMW vom Fließband rollen, der in der Golf-Klasse mitfahren soll. Lange Zeit hatte der Vorstand sich gegen ein solches BMW-Modell ausgesprochen, aus Angst, dass noble Image der Marke könne beschädigt werden. Dieses Segment sollte Rover ausfüllen. Doch mit diesem Tabu bricht Milberg jetzt. Im Massenmarkt der unteren Mittelklasse will BMW ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Milberg gab sich zuversichtlich: "Die Marke BMW ist so stark wie gegenwärtig kaum eine andere weltweit."
Doch die Massenmärkte sind zunehmend hart umkämpft. Während BMW wieder bei Null anfängt, sind andere Luxuswagenhersteller schon längst vorgeprescht. "BMW wird von Audi und Mercedes in die Zange genommen", warnt ein Branchenkenner. Einerseits schwächelt BMW mit seinen veralteten Modellen in der Oberklasse. In der Branche wird gemunkelt, dass die Münchner Autobauer den Nachfolger ihres 7er Flaggschiffs daher schneller einführen werden als geplant. Andererseits werde die erfolgreiche 3er Reihe von unten bedroht durch Modelle wie die Mercedes A-Klasse und den Audi A3.
Daher wollen die Übernahmegerüchte um BMW nicht verstummen, trotz aller Dementis von Quandt-Familie und Vorstand. Milberg gab sich trotzig: "Wir werden erfolgreich und damit selbstständig bleiben." Analysten erwarten aber dennoch, dass die Münchener Marke - als Nischenanbieter zu groß und als Massenanbieter zu klein - über kurz oder lang bei General Motors oder Volkswagen landet.
Auch Ford gilt als heißer Kandidat. Der US-Konzern könnte nach Land Rover eines Tages auch den Rest des BMW-Konzerns übernehmen. Bei den Verkaufsverhandlungen um Land Rover könnten die BMW-Vorständler bereits auf einen alten Bekannten getroffen sein: Das ehemalige BMW-Vorstandsmitglied Wolfgang Reitzle ist bei Ford für die Luxusmarken wie Aston Martin, Jaguar und künftig auch Land Rover verantwortlich. Der einstige Entwicklungschef von BMW, der sich lange Hoffnungen auf den Vorsitz des Müchener Konzerns machen durfte, kann jetzt mit den Geländewagen von Land Rover dem BMW-Allradgefährt X5 Konkurrenz machen. Letzeres soll die Lücke schließen, die Land Rover bei BMW hinterläßt.