Presseschau: "BMW-Führungskapazitäten reichten nicht aus"
Die Münchner hatten nicht genug Managementkapazität, um Rover vernünftig zu führen, urteilt die Neue Zürcher Zeitung. Die Frankfurter Rundschau meint: BMW habe sich selbst zum Übernahme-Opfer gemacht.
Hamburg - Die "Neue Zürcher Zeitung" schreibt am Freitag:
"Auch wenn die Feststellung, die Integration sei schief gelaufen
weil die Münchner Konzernspitze zu spät und zu wenig resolut
durchgegriffen habe, heute wie billiges Nachkarten anmuten mag, ist
doch festzustellen, dass interne und externe Kritiker ihre Finger
schon früh auf die wunden Punkte gelegt haben.
Es entbehrt auch nicht
der Pikanterie, dass ausgerechnet das im letzten Jahr entlassene
Vorstandsmitglied Reitzle seine Bedenken an dem strategischen Konzept
auszurichten pflegte, das im wesentlichen jetzt umgesetzt werden
soll.
Die Nachlese darf sich allerdings nicht auf das Plakatieren von
Unterlassungssünden beschränken. Wenn die Manager der Rover-Gruppe
zu lange an der "langen Leine" gelassen wurden, so hat das wohl
weniger mit bewussten Entscheidungen zu tun als vielmehr mit der
Tatsache, dass die Führungskapazitäten in München nicht ausreichten,
um die maßgeblichen Positionen in England zu besetzen.
Damit entpuppt
sich das Management als die zentrale Ressource, die eine Übernahme
zum Erfolg bringen kann. Ist sie allzu knapp - und welche Ressource
wäre nie knapp - dann ist der Fehlschlag fast schon programmiert."
Zeit und Geld verschwendet
Zu den Plänen von BWM schreibt die Frankfurter Rundschau:
"Ein von Anbeginn an zweifelhaftes Engagement, das vor einem
Jahr unverstaendlicherweise eine Verlängerung erhielt, während
der nur vom guten Ausgang geredet wurde, mündet nun in ein Ende
mit Schrecken. die strahlenden weissblauen Autofarben aus Bayern
waren durch die Milliardenverluste blasser geworden, nun sind sie
stumpf. Zwar setzen die BMW-Aktien wie befreit zum Höhenflug an,
aber der Verkauf von Rover-Teilen wird noch eine Menge Geld kosten.
Und danach sind die wieder properen Bayerischen Motorenwerke, von
teurem Ballast gereinigt und finanziell geschwächt, selbst ein
beispielhafter
Kandidat für eine Übernahme geworden. In der neuen autowelt hat
BMW Zeit und Geld verschwendet, ist für die Nische zu gross und
für die globale Liga zu klein."