Finanzbranche Griechenland-Hilfe verspricht Gewinne
Hamburg - Die Bundesregierung muss die Kosten des Hilfspakets für Griechenland nicht allein stemmen. Am Dienstagnachmittag hat Finanzminister Wolfgang Schäuble angekündigt, die deutschen Banken wollten sich freiwillig beteiligen.
Das Hilfspaket hat Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann organisiert, angeblich auf die Bitte des Finanzministers hin. Der sagte zur Präsentation des Plans, es käme ein "größerer Betrag" zusammen. Aufgrund der Fälligkeiten gezeichneter Anleihen ließe sich die Größenordnung derzeit nicht beziffern: "Wir wissen es schlichtweg nicht." In den vergangenen Tagen war eine Größenordnung von zwei Milliarden Euro kolportiert worden.
"Ich würde es begrüßen, wenn diese Hilfen tatsächlich zustandekämen", sagt Udo Steffens, der Präsident der Frankfurt School of Finance. "Sie könnten als Vertrauensausweis die Finanzmärkte beruhigen." Laut dem vorgestellten Plan wollen die Banken bestehende Kreditlinien und Anhleihen gegenüber der hellenischen Republik weiterführen und bei Fälligkeit mit weiteren Krediten an den griechischen Staat refinanzieren. Es gehe darum, das Anleiheengagement aller Teilnehmer über die gesamte Laufzeit des staatlichen Hilfsprogramms hinweg aufrecht zu erhalten.
Für Griechenland wäre das ein Gewinn, denn der Geldfluss käme nicht ins Stocken und die Gefahr weiter steigender Risikoaufschläge nähme ab. Und wenn der griechische Staat dadurch zu einem verlässlicheren Schuldendienst imstande wäre, profitierten auch die Gläubiger und die helfenden Institutionen.
Die Bemühungen Ackermanns und seiner Kollegen - unter anderem die Commerzbank, diverse Versicherungen sowie Landesbanken - erwachsen nicht aus Nächstenliebe. Steffens stellt klar: "Eine privatwirtschaftliche Hilfsaktion dieser Art ist kein Akt der Philanthropie. Als Symbol für die Finanzmärkte wäre sie sehr wichtig. Auch der Imagegewinn für die Beteiligten ist nicht zu unterschätzen."
Denn wenn dabei der Eindruck entsteht, die beteiligten Unternehmen kommen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nach, dann ist das ein willkommener Nebeneffekt. In den vergangenen Wochen hatten Politiker über sämtliche Parteigrenzen hinweg gefordert, die Banken müssten an den Kosten der Griechenland-Rettung beteiligt werden, was der Regierung aber kaum praktikabel erscheint.
"Weiterverkaufen und Margengewinn erzielen"
Ein Restrisiko fürs Image birgt die Aktion allerdings trotzdem. Sie könnte als verschämtes Schuldeingeständnis verstanden werden, dass die Banken eben doch Profiteure der staatlichen Rettungsmilliarden sind und sich freikaufen wollen. Verglichen mit den Verlusten, die durch einen "Haircut" entstehen, durch eine pauschale und erzwungene Reduzierung der Gläubigeransprüche, handelt es sich bei zwei Milliarden um Kleingeld. Als eines von wenigen Instituten könnte die Deutsche Bank diesen Vorwurf leicht kontern, da sie in Griechenland praktisch nicht investiert ist.
Allerdings greift Imagepflege als Grund allein zu kurz. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass den beteiligten Banken aus den Hilfen keine Verluste entstehen", sagt Steffens und enttäuscht damit alle, die sich von einer Beteiligung der Banken an den Kosten der Griechenland-Krise eine strafende Wirkung gewünscht hätten.
Denn was auch immer mit dem Geld angestellt wird, es ist dazu angetan, damit weiteres Geld zu verdienen. "Es ist unwahrscheinlich, dass die Deutsche Bank auf diesem Weg gekaufte griechische Anleihen selbst halten würde", sagt Steffens. "Sie würde sie eher weiterverkaufen und einen Margengewinn erzielen." Ähnlich würden es vermutlich auch die anderen Institute halten.
Eine neue Schurkerei der Banken also? "Nein", widerspricht Steffens. "Dieser Margengewinn ist politisch gewollt." Schließlich ermöglicht die Refinanzierungspolitik der Zentralbanken schon seit Monaten Margen von zwei Prozentpunkten auf Staatsanleihen.
Nicht zuletzt handelt es sich Krediten an Hellas und vor allem bei griechischen Anleihen, je nach Laufzeit, derzeit um sichere Anlagen. Auch dafür hat die Politik gesorgt: Die Rettungspakete von Europäischer Union und IWF laufen drei Jahre lang. Wer für zwei Jahre investiert - vulgo: dem griechischen Staat zwei Jahre lang mit Geld aushilft -, hat ein Risiko von null Prozent. Das klingt nach einem guten Geschäft.