Kosten der Ölpest "BP wird die Rechnungen zahlen"
Frankfurt am Main - Die Furcht vieler Anleger vor einer Explosion der Kosten bei der Beseitigung der Ölpest vor der US-Küste haben die in Frankfurt gelisteten Aktien von BP am Montag auf Talfahrt geschickt. Sie brachen um bis zu 10 Prozent ein. Im vorbörslichen US-Geschäft notierten sie knapp 3 Prozent tiefer. Die Londoner Börse blieb am Montag wegen eines Feiertages geschlossen. Dort hatten die Titel des Ölkonzerns in den vergangenen beiden Wochen bereits rund 13 Prozent eingebüßt.
"Das Problem ist, so lange die Lecks nicht abgedichtet sind, weiß niemand, wie viel die Aufräumarbeiten kosten werden", sagte ein Pariser Händler. US-Präsident Barack Obama hatte bei seinem Besuch in der Katastrophenregion am Wochenende seine Kritik an BP verschärft: "Lassen Sie mich deutlich sein: BP ist für dieses Leck verantwortlich. BP wird die Rechnungen zahlen."
BP hat bislang keine offizielle Schätzung für die Kosten veröffentlicht. Am Montag sicherte BP-Chef Tony Hayward zu, das Unternehmen werde berechtigte Ansprüche begleichen. Früheren Angaben zufolge zahlt das Unternehmen derzeit sechs Millionen Dollar täglich für die Bekämpfung der Ölpest. Der Betrag werde aber deutlich ansteigen, sobald der Ölteppich das Festland erreicht.
Die Schätzungen der Analysten für die Kosten der Reinigung der betroffenen Regionen im Golf von Mexiko liegen zwischen 3,5 und sieben Milliarden Dollar. Hinzu kämen 5,5 Milliarden Dollar an Schäden für die örtliche Tourismus- und Fischereiindustrie. Vor diesem Hintergrund bezeichnete Analyst Brian Gallagher von Dolmen Stockbrokers den jüngsten Kursrutsch von BP als überzogen. Der Verlust an Börsenwert liege deutlich über den möglichen Kosten. In den vergangenen Wochen hat BP etwa 20 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren.
Auch am Rohölmarkt waren die Folgen der Ölkatastrophe spürbar. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Ölteppich wichtige Transportrouten und die Ölproduktion im Golf von Mexiko beeinträchtigt", sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Spekulationen auf Lieferengpässe trieben den Preis für die richtungsweisende US-Sorte WTI um 0,5 Prozent in die Höhe auf 86,59 Dollar je Fass (159 Liter).
Die Bemühungen zur Eindämmung der Ölpest wurden am Wochenende durch starken Wind und heftige Wellen erschwert. Es ist nach Angaben der Behörden nun nicht mehr zu verhindern, dass der Ölteppich die Küste in Mitleidenschaft zieht - erste Ausläufer erreichten bereits die Küste Louisianas. Knapp 800.000 Liter Öl laufen schätzungsweise pro Tag ins Meer. Eine Lösung, das Loch in 1600 Meter Tiefe zu stopfen, ist nicht in Sicht. Mindestens vier Wochen, wenn nicht sogar zwei bis drei Monate dürfte es Experten zufolge dauern, bis entweder eine Abzugsröhre das Öl in ein Schiff umleiten oder eine zweite Quelle angebohrt wird, aus der das Öl kontrolliert entweichen kann.
manager magazin mit Material von reuters