Opel Opel nach GM-Allianz mit Fiat in der Klemme
Rüsselsheim - Nicht nur den Konkurrenten DaimlerChrysler hat der weltgrößte Automobilkonzern General Motors (GM) mit der transatlantischen Fiat-Allianz überrascht. Auch für die deutsche GM-Tochter Opel kam der 20-prozentige Einstieg bei den Italienern unerwartet. Eher rechnete man in der Rüsselsheimer Zentrale mit einem Zukauf in der Oberklasse. In diesem Segment kann Opel in Europa kein Modell ins Rennen schicken.
Überrascht hat die neue Variante mit Fiat, weil die Produkte der Rüsselsheimer und Turiner Autobauer erhebliche Überschneidungen aufweisen. Die drohenden innereuropäische Konkurrenz zwischen Opel und Fiat innerhalb des GM-Imperiums löst deshalb am Main Besorgnis aus.
Kaum ein Manager zweifelt daran, dass der italienische Autokonzern in wenigen Jahren völlig zu GM gehören wird. Die Eröffnung mit lediglich 20 Prozent wird als Respekt vor dem italienischen Nationalstolz und dem großen Giovanni Agnelli, der Enkel des Firmengründers, gewertet. Im Schaufenster des weltgrößten Autoherstellers stünden künftig neben den amerikanischen GM-Marken die Europäer Opel samt Vauxhall in Großbritannien, Fiat und Saab sowie die Japaner Isuzu, Suzuki und Subar.
"Kurzfristig wird dies keine Auswirkungen auf die Opel-Standorte haben", beruhigt der stellvertretende Gesamtbetriebsrats-Chef Klaus Franz. Nach der Modernisierung von Bochum, dem Vorzeigewerk Eisenach, einem kompletten Fabrikneubau in Rüsselsheim sowie den geplanten Investitionen in Kaiserslautern sei kein Standort gefährdet. "In der Fertigungsorganisation und -technologie können andere von uns lernen", sagt der designierte GBR-Chef selbstbewusst.
Doch was ist in einigen Jahren, wenn Entscheidungen über neue Plattformen (einheitlicher Grundbau eines Autos) gefällt werden? Bei aller Spöttelei über südliche Qualitätsdefizite wird den Turinern eine hohe Kompetenz bei Kleinwagen zugeschrieben. Hier fahren vor allem der Corsa und der Punto auf Kollisionskurs. Welcher europäische Autohersteller wird für die nächste Gamma-Plattform im weltumspannenden GM-Imperium zuständig sein, lautet die erste spannende Frage in Rüsselsheim.
Turiner Konkurrenz erwächst für Opel auch in Motoren und Getriebebau. Allein im Technischen Entwicklungszentrum in Rüsselsheim sind 1500 Spezialisten auf diesem Segment tätig. Fiat wird allerdings bei Dieselmotoren ein Vorsprung eingeräumt, da der Selbstzünder am Main in der Vergangenheit "regelrecht verschlafen wurde".
Mit gewisser Sorge wird bei der deutschen GM-Tochter das eher negative Qualitätsimage der Fiat-Produkte gewertet. Im eigenen Haus werden unter dem neuen Vorstandschef Robert Hendry immense Anstrengungen unternommen, eigene Fehler auf diesem Feld zu überwinden. "Unsere Qualifikationsoffensive darf durch Fiat nicht gebremst werden - eher umgekehrt", fordert der Belegschaftsvertreter.
Trotz vieler offener Fragen sieht Franz auch Chancen in der zweiten transatlantischen Kooperation. Zusammen mit Fiat sei Europa endgültig nicht mehr der Vorgarten von Detroit. "Das europäische Gewicht wird eindeutig stärker." Auf dem alten Kontinent ziehen beide mit zusammen mehr als 21 Prozent schon deutlich am Hauptkonkurrenten VW vorbei. GM kam mit Opel und Saab in Westeuropa auf einen Marktanteil von 11,6 Prozent, Fiat auf 9,5 Prozent. Dagegen steht Volkswagen mit den Marken Audi, Skoda und Seat mit 18,9 Prozent. Die Einzelgänger Peugeot/Citroen (12,1 Prozent), Ford (11,2), Renault (11,0), BMW/Rover mit 5,3 Prozent liegen mit Abstand dahinter.