Finanzkrise Palmen-Emirat schockt Börsen

Das ehemalige Boom-Emirat Dubai weckt Zweifel an seiner Zahlungsfähigkeit. Jetzt geht an den Finanzmärkten die Angst um. Die bange Frage der Investoren: Welche Unternehmen sind in Dubai investiert oder machen dort Geschäfte? Der Dax verliert fast 2 Prozent.

Dubai/Frankfurt am Main - Das durch die globale Finanzkrise gebeutelte arabische Emirat Dubai zieht die Notbremse. Die Regierung von Dubai hat die Gläubiger der Holding-Gesellschaft Dubai World und ihrer Tochterfirma Nakheel am späten Mittwochabend um einen Aufschub für die Rückzahlung von Krediten gebeten. Der Konzern hat nach offiziellen Angaben Schulden von 59 Milliarden Dollar. Die Börsen zeigen sich am Donnerstag verunsichert.

An den Märkten geht die Angst um, dass Banken und andere Investoren weltweit Anleihen der Firmen halten könnten. Besonders Aktien von Unternehmen, an denen arabische Staaten beteiligt sind, gerieten unter Druck. Auch Finanzwerte gaben angesichts der Befürchtungen um mögliche Zahlungsprobleme nach.

Commerzbank  und Deutsche Bank  zum Beispiel verloren jeweils rund 4 Prozent an Wert. Aktien von Porsche  notierten rund 10 Prozent tiefer auf 44,15 Euro. Katar hält 10 Prozent der Stammaktien des Sportwagenbauers. Daimler  verloren rund 4 Prozent - der von Abu Dhabi kontrollierte Fonds Aabar und das Emirat Kuwait halten insgesamt 17 Prozent an dem Autobauer. Der Dax  ging am Donnerstagvormittag mit mehr als 2 Prozent in die Knie und rutschte auf 5674 Zähler ab.

Regierung will Konzerne umbauen

Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur WAM will Dubai, dass die Gläubiger mindestens bis zum 30. Mai 2010 auf alle fälligen Zahlungen verzichten. Gleichzeitig kündigte die Regierung einen Umbau der Unternehmen an, die sich unter anderem durch Großprojekte wie die künstlichen Palmeninseln vor der Küste von Dubai weltweit einen Namen gemacht hatten. Das spektakuläre Inselprojekt galt vor der Krise als Demonstration des scheinbar ungeheuren finanziellen Potenzials des Landes mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern.

In den kommenden drei Jahren muss Dubai mit seinen Tochterfirmen insgesamt rund 50 Milliarden Euro Kredite zurückzahlen, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Zahlen der Rating-Agentur Standard & Poor's. Bisher habe der Golfstaat seine Verpflichtungen stets termingerecht eingehalten, heißt es weiter.

Um das Vertrauen der Geldgeber nicht noch mehr zu erschüttern, betonte die Regierung, eine kurz zuvor ausgegebene Staatsanleihe in Höhe von fünf Milliarden Dollar werde nicht für die Restrukturierung von Dubai World, sondern "für die allgemeinen Belange des Dubai Finanz-Unterstützungsfonds" (DFSF) verwendet.

Das Emirat Dubai, das Teil der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ist, hatte bereits im vergangenen Februar eine Staatsanleihe ausgegeben. Damals war das Emirat Abu Dhabi in die Bresche gesprungen, das deutlich höhere Einnahmen aus dem Öl-Geschäft hat als Dubai.

In Finanzkreisen wird bereits seit längerer Zeit darüber spekuliert, wie hart Dubai wirklich durch die Krise getroffen wurde. Denn die Regierung hatte in den vergangenen Monaten gelegentlich empfindlich auf Berichte über die Probleme der großen Immobiliengesellschaften von Dubai reagiert. Sie erklärte, für das erste Quartal 2010 werde bereits wieder ein Wirtschaftswachstum von 2 bis 3 Prozent erwartet, von 2011 an werde man wieder Zuwachsraten von 4 bis 5 Prozent erreichen.

Die Deutsche Bank  hat Finanzkreisen zufolge kein Engagement bei dem in Zahlungsnöte geratenen Unternehmen Dubai World. Das Institut halte keine entsprechenden Bonds und habe auch keine Kredite vergeben, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person Reuters am Donnerstag. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ab.

manager-magazin.de mit Material von Nachrichtenagenturen

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