Gewinnsprung Hochtief erwartet Rekordjahr
Essen - Die Auftragsbücher von Hochtief sind weiterhin prall gefüllt - der Auftragsbestand erreichte Ende September wieder einen neuen Höchststand. Der operative Gewinn stieg stärker als von Analysten prognostiziert. Hochtief hob deshalb das Ziel für die Kennziffer an und erwartet nun auch einen Rekord für das Gesamtjahr. Zuvor waren die Essener von einem Niveau unter dem Vorjahr ausgegangen.
Gleichzeitig bestätigte Hochtief die übrigen Ziele. Danach sollen Vorsteuerergebnis und Überschuss die Rekordmarken von 2008 erreichen. Rückgänge erwartet die im MDax notierte Gesellschaft allerdings bei Auftragseingang und Konzernumsatz. "Wir haben die Finanzkrise bisher erfolgreich gemeistert", sagte Unternehmenschef Herbert Lütkestratkötter am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Auch das vierte Quartal laufe "absolut erfreulich". "Hochtief liegt weiter im Plan."
Die zuletzt gut gelaufene Aktie konnte jedoch nur kurz von den guten Zahlen profitieren und rutschte zuletzt deutlich ins Minus. Das Papier verbilligte sich bis zum Nachmittag um 2,05 Prozent auf 56,00 Euro und gehörte damit zu den schwächsten Werten im MDax. Börsianer nannten vor allem Gewinnmitnahmen als Grund.
Weiterhin zeigte sich Lütkestratkötter zuversichtlich bezüglich der verschiedenen Konjunkturprogramme. "Immer, wenn was in die Märkte kommt, wird Hochtief davon profitieren", sagte er. Dazu zählten vor allem das Geschäft von Flatiron und Turner in den USA sowie Leighton in Australien. Bereits mit dem Auftrag für den Ausbau der Route 905 in San Diego hat die US-Tochter Flatiron ein Projekt aus dem US-Konjunkturprogramm akquiriert. Eine Prognose wollte er aber nicht wagen, wann genau die Konjunkturprogramme zu greifen beginnen und wie stark sie sich auswirken werden.
Anders als sein Konkurrent Bilfinger Berger hält der Essener Konzern an seiner australischen Tochter fest. "Wir haben keine Pläne, uns von unserem Australien-Geschäft zu trennen", sagte Lütkestratkötter. Das Geschäft sei nicht nur das größte von Hochtief, sondern auch das erfolgreichste. An die Börse bringen will der Hochtief-Chef hingegen die Sparte Concessions. Noch bis Ende des Jahres soll die Erstnotiz erfolgen. In dem Unternehmensbereich sind seit Anfang 2008 das Flughafen- und das Public-Private-Partnership-Geschäft gebündelt. Der Netto-Barwert der Hochtief-Tochter wird insgesamt auf rund 1,54 Milliarden Euro beziffert.
Der Gewinn vor Steuern stieg von Juli bis September auf 141,9 Millionen Euro, nach 121,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Damit übertraf Hochtief die Schätzungen der Analysten. Unter dem Strich nahm der Gewinn auf 36,2 (Vorjahr: 25,2) Millionen Euro zu. Während Hochtief im europäischen Baugeschäft nach dem Turnaround im ersten Quartal weiterhin schwarze Zahlen schrieb, machte das Unternehmen im Geschäftsbereich Immobilien einen Verlust.
Mehr verdienen konnten die Essener mit ihren Töchtern in Australien und USA sowie mit ihrem Flughafengeschäft. Der Umsatz bei Hochtief sank auf 4,597 (Vorjahr: 4,884) Milliarden Euro. Weniger erlöste Hochtief vor allem in der Region Amerika. In der Region Asien-Pazifik kletterten die Erlöse wieder im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
manager-magazin.de mit Material von dpa-afx