Thilenius-Kolumne Investieren in Afrika
Vor ziemlich genau einem Jahr haben die amerikanischen Streitkräfte ein einheitliches Oberkommando für alle Aktivitäten in Afrika in Stuttgart eingerichtet. Von dort aus werden alle militärischen, medizinischen und humanitären Einsätze koordiniert und organisiert. Die Bilanz dieses Einsatzes ist beachtlich.
Die Fischer vor Sierra Leone können unter dem Schutz der amerikanischen Küstenwache jetzt in ihren Hoheitsgewässern fischen und ihre Familien ernähren, während früher internationale, meistens asiatische Fangflotten in den Hoheitsgewässern wilderten und die Fischer keine Möglichkeiten hatten, sich zu wehren.
Einige Länder, wie zum Beispiel Botswana und der Senegal haben zunächst Sicherheitsstrukturen aufgebaut, unter deren Schutz sich dann wirtschaftliche Aktivitäten entfalten können, was wiederum Auslandskapital anzieht. Die Ausbildung von lokalen Sicherheitskräften und deren Unterstützung unter anderem im Kampf gegen Drogenschmuggel aus Südamerika gehört zu den Kernaufgaben der amerikanischen Mission.
In anderen Teilen Afrikas, die bis vor einigen Jahren noch finstere Diktaturen waren, herrschen inzwischen derart geordnete Verhältnisse, dass große westliche Ölunternehmen wie Anadarko und Tullow mit voller Konzentration nach neuen Ölquellen forschen können und dabei nicht angegriffen werden.
Solche Aktivitäten führen wiederum zu Arbeit und Brot für die lokalen Hilfskräfte. Im Laufe der Zeit wird auch eine eigene afrikanische Ölservice-Industrie entstehen. Diese wird dann gut bezahlte Petroleumingenieure hervorbringen.
Ebenso gehört dazu die Ausbildung von Ärzten und Wissenschaftlern im Kampf gegen Aids und andere ansteckende Krankheiten. Das amerikanische Engagement geht bis hin zur Ausbildung von Seelsorgern der vielen verschiedenen Konfessionen, die in Afrika ihren Gläubigen Schutz und Zuversicht geben wollen. Dass Präsident Obama, dessen Vater aus Kenia stammt, gerade den Friedensnobelpreis erhalten hat, dürfte der Wahrnehmung und dem Engagement Amerikas in Afrika sicher nicht hinderlich sein.
Nun kann man fragen, was diese Entwicklung denn mit Geldanlagen zu tun hat. Bei näherem Hinsehen sehr viel. Stabile staatliche Strukturen und Sicherheit sind Voraussetzungen wirtschaftlicher Entwicklungen. Das Kapital internationaler Anleger geht bevorzugt in sichere Länder mit Entwicklungsperspektiven. Hier haben einige afrikanische Länder mit amerikanischer Hilfe große Fortschritte erzielt. Andere liegen noch weit zurück. Aber der Zug ist angefahren und die Richtung stimmt.
Hier wird der Anfang einer Entwicklung gemacht, die im sehr heterogenen Afrika eines Tages als Wendepunkt erscheinen kann. Die afrikanischen Länder sind viel zu unterschiedlich, um sie einheitlich zu beurteilen, wie etwa die heute geschätzten Emerging Markets in Brasilien, Indien und China.
Diese Länder haben sich vor vielen Jahren vom Sozialismus abgewandt und daraus sehr erfolgreiche marktwirtschaftliche Strukturen entwickelt, die heute viel Auslandskapital anziehen und so zu sehr hohen Gewinnen an Wohlstand führen. Ähnliches ist im Laufe der Zeit und natürlich unter großen Schwankungen in Afrika zu erwarten.
Anleger, die im Frühstadium einer interessanten Entwicklung engagiert sein wollen, finden sehr wenige Unternehmen, die in ganz Afrika vertreten sind. Eines davon ist der südafrikanische Mobilfunker MTN. MTN ist in den meisten Ländern zwischen der Sahara und Südafrika aktiv. Als einziges größeres Unternehmen deckt MTN damit fast den ganzen Kontinent ab. Das Geschäft ist hauptsächlich Privatkundengeschäft und profitiert damit vom allgemeinen Anstieg des Lebensstandards und der Kaufkraft.
Ähnlich wie bei vergleichbaren Unternehmen in China, Indien und Lateinamerika erwirtschaftet MTN kontinuierlich steigende Gewinne pro Aktie. Große Sprünge, wie sie bei zyklischen Werten etwa im Bergbau anzutreffen sind, sind von der Aktie nicht zu erwarten. Wer jedoch an der allmählich steigenden Kaufkraft in Afrika teilnehmen möchte, findet hier ein langfristig attraktives Investment, das zu dem noch eine Art Monopolcharakter hat.