Unicredit Kapitalerhöhung statt Staatshilfe
Wien/Mailand - Die klamme italienische Großbank Unicredit will ihre dünne Kapitaldecke an der Börse stärken und verzichtet auf Staatshilfen. Zur Stärkung des Eigenkapitals soll eine Kapitalerhöhung von bis zu vier Milliarden Euro dienen, davon sollten bis zu zwei Milliarden an die Bank Austria mit ihren Osteuropa-Aktivitäten gehen. Das teilte Unicredit Dienstagabend nach der Aufsichtsratssitzung am Sitz der Gesellschaft in Mailand mit. Die Transaktion solle bis zum Ende des ersten Quartals 2010 abgeschlossen werden.
Die Verhandlungen mit dem italienischen und dem österreichischen Finanzministerium über Kapitalmaßnahmen würden nicht fortgeführt, so die Unicredit. Der Aufsichtsrat dankte zugleich der italienischen und österreichischen Regierung für ihre Aktionen zur Stabilisierung des Finanzsystems. "Sie haben die notwendigen Bedingungen zur Besorgung neuer Mittel auf den Kapitalmärkten geschaffen", hieß es in der Mitteilung.
Unicredit bestätigte ihren Willen, die Wirtschaft der Länder zu unterstützen, in denen die Bank aktiv ist. "Die Bank will weiterhin eine Kreditpolitik entwickeln, die den Bedürfnissen der Klein- und Mittelunternehmen sowie der Privatkunden immer näher ist".
Nachdem der Unicredit-Aufsichtsrat die Kapitalaufstockung genehmigt hat, soll Mitte November eine Sonderhauptversammlung einberufen werden. Diese wird den Aufsichtsrat beauftragen, die Modalitäten der Kapitalaufstockung, den Beginn der Operation, die Zahl der zu emittierenden Aktien und deren Preis zu bestimmen.
Bank of America, Merrill Lynch und Unicredit Corporate & Investment Banking werden als Joint Global Coordinator und Joint Bookrunners eingesetzt werden. Credit Suisse, Goldman Sachs, Mediobanca und UBS werden als Joint Bookrunners handeln.
Die Kapitalerhöhung lasse bei der Unicredit eine Anhebung der Tier 1 Ratio, der strengsten Eigenkapitalquote von zuletzt 6,85 Prozent im Juni 2009 auf 7,65 Prozent erwarten. Bei der Bank Austria würde die Kapitalspritze der Mutter die Eigenkapitalquote von 7,2 Prozent im Juni 2009 auf rund 8,8 Prozent verbessern.
Erleichterung in Österreich
Für die Bank Austria sollen im Zuge der Unicredit-Kapitalerhöhung rund 1,5 bis 2 Milliarden Euro fließen, hieß es in Wien in Bank-Kreisen. In der Mitteilung der italienischen Großbank ist von "bis zu zwei Milliarden Euro" die Rede, die angesichts der strategischen Bedeutung der Aktivitäten der Gruppe in Österreich und CEE die Kapitaldecke der Bank Austria stärken sollen.
In Wien betonte Notenbankgouverneur Ewald Nowotny, wie wichtig es war, dass andere Großbanken im Land in den vergangenen Monaten die staatlichen Eigenkapitalspritzen in Anspruch genommen haben. "Es war sicher kein Fehler", dass die anderen Großbanken - vor allem auch jene in österreichischem Eigentum - das staatliche österreichische Bankenpaket nutzten, so Nowotny vor Journalisten.
Es sei in einer kritischen und sensiblen Situation darum gegangen, das Vertrauen in die Banken zu stärken, betonte Nowotny. Zwar sei das staatliche Bankenpaket jetzt nur zum Teil genutzt worden. Er wertet es als "Sicherheitselement, das uns sehr geholfen hat, diese Krise zu überwinden."
Im Unicredit-Konzern wird jetzt argumentiert, dass durch eine Kapitalerhöhung nun echtes Kernkapital gewonnen werde, das weder abgeschichtet noch durch regulatorische Änderungen ersetzt werden müsse. Bei der Aufnahme von staatlichem Partizipationskapital hätte ein Risiko bestanden, dass dieses nicht mehr zum Kernkapital gezählt werden würde. Offenbar wurde sehr genau auf die Ergebnisse des Pittsburgh-Gipfels der G-20 geachtet.
Auch Unicredit-Konkurrentin Intesa Sanpaolo hat nun offiziell beschlossen, auf Staatskapital zu verzichten. Dies wurde Dienstagabend nach der Aufsichtsratssitzung der italienischen Großbank mitgeteilt. Mit einer 1,5 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung und dem Verkauf von Vermögenswerten soll die Kapitaldecke der Intesa gestärkt werden. Bisher haben in Italien vier Banken Anträge auf Staatshilfe in Form der "Tremonti Bonds" gestellt, Geld ist jedoch noch nicht geflossen.
manager-magazin.de mit Material von dpa-afx und reuters