Tui Travel Tui bedient sich bei der Reisetochter
Hannover - Das Londoner Unternehmen, in dem der Konzern sein Reisegeschäft gebündelt hat, muss ein von der Tui AG gegebenes Darlehen zum Teil frühzeitig zurückzahlen. Dadurch bekommt der Tui-Konzern sofort 100 Millionen Euro in die Kasse und weitere 250 Millionen zum 1. April 2010, wie Tui am Dienstag mitteilte.
Tui Travel kann den letzten Teil des insgesamt eine Milliarde Euro schweren Gesellschafterdarlehenes dafür mit einigen Monaten Verzögerung - erst Ende April 2011 - zurückzahlen. Damit kann Tui Travel die kommenden beiden Wintersaisons überbrücken - im Winter machen Reiseveranstalter traditionell Verlust.
Tui Travel besorgt sich über eine Wandelanleihe rund 300 Millionen Pfund sowie weitere Kreditlinien bei Banken von 140 Millionen Pfund. Damit der Mutterkonzern Tui bei der Wandlung der Anleihen in Tui-Travel-Aktien nicht die Mehrheit an seiner Reiseveranstalter-Tochter verliert, will der Konzern Tui-Travel-Aktien kaufen. Es sei geplant, rund 2,5 Prozent der Tui-Travel-Papiere zu erwerben.
Die Aussicht auf eine finanzielle Entlastung beflügelte den Kurs der Tui-Aktien. Die Papiere des Touristik-Konzerns stiegen um bis zu 8,5 Prozent auf ein Viereinhalb-Monats-Hoch von 7,65 Euro und führten die Liste der Gewinner im MDax an. Die Refinanzierung sei positiv, weil ein erheblicher Teil des Geldes an Tui fließe, schrieb Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher in einem Kommentar. Außerdem halte er es für sehr wahrscheinlich, dass die Reedereitochter Hapag-Lloyd eine staatliche Milliardenbürgschaft erhält. Die entscheidende Frage hier sei, wie viel der Hapag-Schulden in Hybridkapital umgewandelt werde.
Lenkungsausschuss billigt Staatshilfe für Hapag-Lloyd
Der Lenkungsausschuss Unternehmensfinanzierung hat ein positives Votum für den Bürgschaftsantrag der angeschlagenen Hamburger Reederei Hapag-Lloyd in Aussicht gestellt. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Montag in Berlin mit. Zunächst werde sich jedoch der Haushaltsausschuss des Bundestags am Mittwoch mit dem Fall befassen. Beabsichtigt sei die Gewährung einer 90-prozentigen Bürgschaft aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland gemeinsam mit der Stadt Hamburg für Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. An Hapag-Lloyd ist die Tui zu 43,3 Prozent beteiligt.
Der Konzern bekommt die in der Wirtschaftskrise gesunkene Reiselust deutlich zu spüren. In der in vier Wochen endenden Sommersaison brachen die Buchungen in Deutschland bisher um 12 Prozent ein, wie Tui Travel mitteilte. In Westeuropa betrug das Minus 10 Prozent, in Großbritannien 4 Prozent. Während es Tui in Großbritannien - wo sich die Zahl der Anbieter zuletzt stark verringert hatte - gelang, die Preise im Schnitt um 7 Prozent zu erhöhen, musste das Unternehmen in Deutschland und Westeuropa Abschläge von 2 Prozent hinnehmen. Allerdings profitiere Tui vom starken Euro, da viele Hoteliers in Dollar bilanzierten, sagte Tui-Travel-Chef Peter Long. "Die niedrigeren Hotelpreise bedeuten nicht, dass unsere Margen gefallen sind."
Die Buchungen für die Wintersaison 2009/10 gingen in Deutschland bislang um 22 Prozent zurück, während sie in Großbritannien um 13 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Tui Travel gab zudem die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit der kanadischen Firma Sunwing bekannt, an dem Tui Travel 49 Prozent halten wird.
Künftig könnte das Budget für Akquisitionen höher als die bislang pro Jahr veranschlagten 100 Millionen Pfund ausfallen, kündigte Long an. Dazu soll ein Teil der Einnahmen aus der Wandelanleihe dienen. Tui sei unter anderem an zusätzlichen Aktivitäten in aufstrebenden Märkten wie Russland interessiert. Seine Expansion bei Flugaktivitäten streicht Tui hingegen deutlich zusammen. Mit Boeing gebe es eine Übereinkunft, zehn der bestellten 23 Maschinen von Typ 787 zu stornieren.
manager-magazin.de mit Material von reuters und ddp