Thilenius-Kolumne Beständiges Wachstum
Nach dem heutigen Kenntnisstand steht ein richtiger kräftiger Aufschwung, so wie wir ihn nach früheren Rezessionen nach der Ölkrise 1975, nach 1991 und nach 2003 erlebt haben, ohnehin in den Sternen. Die steigenden Ansprüche der Staaten an Finanzierungen und die Schwäche der Banken dürften auf absehbare Zeit nur eine schwache Konjunkturerholung hervorbringen.
Vor diesem Hintergrund lohnt es sich im Gegensatz zu den zyklischen Branchen nach Branchen zu schauen, die ein stabiles Wachstum und steigende Erträge auf längere Zeit in die Zukunft erwarten lassen. Das macht eine langfristige Unternehmensbewertung eher möglich und lukrativ.
Ganz vorne bei den langfristigen wirtschaftlichen Entwicklungen, die auch von Rezession und Bankenkrise nicht aufgehalten werden, gehört das Wachstum der Bevölkerung in den Schwellenländern. Dies erzeugt zusammen mit dem dort teilweise rapide steigenden Wohlstand für immer höhere Ansprüche an die Ernährung. Zu den sichersten, weil wenig zyklischen Branchen gehört dabei die Herstellung von Saatgut. Diesen lukrativen Markt teilen sich wenige Hersteller weltweit auf. Die Kapazitäten sind, anders als bei Düngemitteln, beschränkt und auch nicht in relativ kurzer Zeit beliebig erweiterbar.
Ein führendes europäisches Unternehmen, dessen Kurs keinen Wechselkursrisiken wie bei den großen amerikanischen Anbietern ausgesetzt ist, ist die französische Vilmorin. Vilmorin ist weltweit das viertgrößte Unternehmen in dieser Branche. Der Umsatz des Unternehmens liegt bei einer Milliarde Euro. In dieser Höhe liegt ungefähr auch die Marktkapitalisierung.
Die Hauptabsatzmärkte sind naturgemäß Frankreich, wo die Landwirtschaft in der nationalen Wahrnehmung eine sehr hohe Bedeutung hat sowie zunehmend auch Osteuropa. In Osteuropa wurden auf Grund der schlechten krisenbedingten Zahlungsmoral in den letzten Monaten einige Forderungsausfälle erlitten, dies sollte den langfristigen Aktionär jedoch nicht erschrecken. Die riesigen landwirtschaftlichen Flächen, besonders in der Ukraine und Südrussland, haben beachtliches Wachstumspotenzial. Der Gewinn pro Aktie wächst seit vielen Jahren recht kontinuierlich um etwa 10 bis 15 Prozent pro Jahr. Für das Jahr 2009 wird ein Gewinn von 4,11 Euro je Aktie erwartet. Dies ergibt beim aktuellen Börsenkurs von etwa 75 Euro ein relativ hohes KGV von 18. Dies erscheint jedoch aus unserer Sicht nicht auf Grund dieses langfristigen Wachstumspotenzials und der monopolähnlichen Strukturen in der Branche gerechtfertigt. Für das Jahr 2010 wird ein Gewinn von Euro 4,48 je Aktie erwartet. Das KGV sinkt dadurch auf etwa 16.
Die Aufwärtsbewegung der Indizes der vergangenen Monate hat der Wert nicht mitgemacht. Seit Jahresanfang ergibt sich fast kein Kursgewinn. Wer nach zurückgebliebenen Börsenkandidaten für einen jetzt günstigen Einstieg in langfristige Wachstumsthemen sucht, ist nach unserer Meinung bei der sehr gut geführten und allseits geachteten Vilmorin gut aufgehoben. Unabhängig von tagesaktuellen guten oder schlechten Nachrichten aus der Gesamtkonjunktur eröffnet sich hier für den langfristigen und geduldigen Investor nach unserer Meinung ein Kurssteigerungspotential von ungefähr 10 bis 15 Prozent im Jahr ohne die großen Ausschläge, die viele zyklischen Unternehmen und die Indizes aufweisen.