Friedrich Merz Der Neue an der CDU-Fraktionsspitze

Einige Namen wurden in den vergangenen Tagen für die Nachfolge Schäubles genannt. Am häufigsten der des 45-jährigen, unbelasteten Wirtschafts- und Finanzpolitikers Friedrich Merz.

Berlin - Noch vor gut einem Jahr musste der Name Friedrich Merz (44) einem breiteren Publikum erläutert werden. Inzwischen ist der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gern gesehener Gast in allen Talk-Runden. Dabei geht es nicht um sein politisches Lieblingsthema - die Finanzpolitik.

Leidvoll - zuletzt in der Berliner ARD-Runde bei Sabine Christiansen - soll er immer wieder Auskunft geben über den Spendensumpf der CDU, ausgelöst durch Altschatzmeister Walther Leisler Kiep und verstärkt durch den großen Vorsitzenden, Helmut Kohl, sowie den langjährigen CDU-Chef von Hessen, Manfred Kanther, und dessen Nachfolger, Roland Koch.

"Ich habe mir das nicht vorstellen können", ließ er sich kürzlich tief bestürzt entlocken. Der gelernte Rechtsanwalt und ehemalige Richter am Amtsgericht Saarbrücken (1985 und 1986) weiß wovon er redet, wenn er die strafrechtlichen Klippen für die Betroffenen beschreibt. Dabei ist er immer bemüht zu differenzieren.

Die Entfremdung vom Altkanzler Kohl ist ihm anzumerken. Loyalität zu dessen Nachfolger und Aufklärer Wolfgang Schäuble ist für ihn selbstverständlich. Kühl und politisch versiert lässt der Sauerländer auch Attacken der Opposition abprallen.

Als junger Abgeordneter des Europäischen Parlaments kam Merz 1989 nach Straßburg. 1994 begann er sein Wirken im Bundestag, wo er sich schnell den Neuen in der Fraktion anschloss und dort auch zu den "jungen Wilden" gezählt wurde. Allerdings setzte er sich nicht gerade an die Spitze derjenigen, die wie Roland Koch oder der Niedersachse Christian Wulff heftig gegen Kohl und sein Parteiestablishment aufbegehrten.

Schon bald machte der kühle Schnelldenker in der Fraktionsführung auf sich aufmerksam. Und so profitierte er von einer teilweisen organisatorischen Verjüngung, als Mentor Schäuble ihn im Oktober zu einem seiner sechs Stellvertreter machte.

Danach schien der politische Aufstieg des Tennis und Klarinette spielenden fast Zwei-Meter-Mannes unaufhaltsam. Schon bei den ersten Auftritten des Wende-Finanzministers Oskar Lafontaine stellte Merz sein Redetalent unter Beweis und den neuen Herrn über Haushalt und Steuern wegen seiner "Umverteilungspolitik" zur Rede: "Herr Lafontaine, sie gehen einen schweren Weg", schloss der neue Hoffnungsträger der CDU am 23. Februar 1999, also vor einem Jahr, seinen Debattenbeitrag zur Haushaltspolitik.

Er ahnte nicht, wie recht er behalten sollte, denn schon am 12. April wurde Lafontaine von Eichel abgelöst. Damit wurde der Hesse zum Sparringspartner von Merz - der sich dann aber schwerer tat, da Eichel zusammen mit Schröder Wirtschaftsthemen besetzte und das Sparen im Haushalt zur obersten Tugend erklärte.

Wolfgang Bunse

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