Börsenausblick Die Konjunktur, der Dax und die Chinesen
Frankfurt am Main - Alle Blicke richten sich auf die deutsche Wirtschaft. Hält der Aufwärtstrend, was er zuletzt versprochen hat? Nämlich zumindest die Chance, auf eine schnellere Erholung von der Rezession, als bisher für möglich gehalten? Deutschlands Anleger zumindest waren zuletzt zuversichtlich: In der abgelaufenen Woche hatte der hiesige Aktienleitindex Dax unter dem Strich knapp 3 Prozent zugelegt - und das eben aufgrund der damals neuen Konjunkturdaten. Und in der kommenden Woche stehen die nächsten an.
Das Münchener Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo wird am Mittwoch den neuesten Stand seines stets viel beachteten Konjunkturklimaindexes veröffentlichen, und schon jetzt sind die Erwartungen hoch. Viele befragte Volkswirte der Banken und Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen damit, dass der Ifo-Index von zuletzt 87,3 Punkten auf aktuell 88,5 Punkte zulegen wird.
"Dieser Anstieg dürfte in erster Linie auf einer weiteren Verbesserung der Geschäftserwartungen beruhen", prognostiziert Christoph Balz von der Commerzbank. Aber auch die Lagebeurteilung werde wohl erneut etwas günstiger ausfallen. Der Grund: Die Industrie habe vier Monate in Folge mehr Aufträge eingesammelt und auch wieder mehr exportiert, sagte Uwe Dürkop von der Landesbank Berlin. "Das dürfte mit dazu beitragen, dass zumindest die starke Verunsicherung in den Unternehmen weiter abklingt."
Tatsächlich sind Deutschlands Exporteure nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge bereits optimistischer. In einer monatlich neu erhobenen Befragung urteilten sie zum fünften Mal in Folge, ihre Geschäftsaussichten hätten sich gemessen an den gewaltigen vorherigen Einbrüchen gebessert. Grund für den gewachsenen Optimismus der Exportwirtschaft sei vor allem die bessere Stimmungslage bei wichtigen europäischen und amerikanischen Handelspartnern.
Neue Hinweise zu den Konjunkturperspektiven dürften auch wichtige Daten aus den Vereinigten Staaten liefern. Am Dienstag wird das Verbrauchervertrauen zeigen, wie kauffreudig sich die US-Konsumenten geben. Und am Donnerstag steht die zweite Schätzung des amerikanischen Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal an. "Gestützt von der Geld- und Fiskalpolitik haben Unternehmen und Verbraucher wieder Mut gefasst", sagt Balz. Die aufgeschobene Nachfrage werde sich nun wahrscheinlich teilweise entladen. "Die Rezession ist gegessen", urteilt Citigroup-Konjunkturexperte Jürgen Michels dann auch. "Die Frage ist nun: Wie stark wird der Aufschwung sein?"
Ebenfalls Auswirkungen auf den Aktienkurstrend in der Bundesrepublik könnte nach Meinung von Börseprofis das Auf und Ab der chinesischen Börse haben. "Was in China passiert, wird immer mehr zu einem Indikator, man schaut nicht mehr nur auf die Wall Street", sagt Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank.
Zu Beginn der abgelaufenen Woche machte den Anlegern bereits ein Kursrutsch an der Börse in China zu schaffen. Prompt reagierten die europäischen Aktienmärkte und gaben nach. Der Index der Börse in Shanghai verlor seit seinem Jahreshoch Anfang August bis zu 20 Prozent, konnte sich dann aber wieder etwas fangen. Das Plus seit Jahresbeginn beläuft sich immer noch auf rund 60 Prozent.
Aktienstratege Klude warnt dennoch davor, sich zu sehr von den Entwicklungen an den chinesischen Börsen beirren zu lassen. "Wichtiger als die Schwankungen des chinesischen Aktienmarkts ist, wie sich die Wirtschaft dort entwickelt", sagt der Aktienstratege des Bankhauses MM Warburg. Sein Fazit für die kommende Woche: "Das makroökonomische Umfeld hat sich deutlich verbessert, das dürfte dem Markt weiter helfen."
manager-magazin.de mit Material von reuters