Der Reiseveranstalter Thomas Cook verabschiedet sich wegen der sinkenden Reiselaune durch Wirtschaftskrise und Schweinegrippe von seinem Gewinnziel für 2010. In den ersten neun Monaten des aktuellen Geschäftsjahres blieb der Verlust der Arcandor-Tochter im Vorjahresvergleich nahezu unverändert hoch.
Frankfurt am Main - Im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld werde es keine Markterholung geben, teilte Thomas Cook am Donnerstag mit. Daher werde das Ziel eines operativen Gewinns von 480 Millionen Pfund wohl nicht mehr - wie vorgesehen - im kommenden Geschäftsjahr erreicht werden.
Er sei aber zuversichtlich, die Gewinnerwartungen für dieses Jahr erfüllen zu können, sagte Vorstandschef Manny Fontenla-Novoa zu Reuters. Die in London notierten Thomas-Cook-Aktien verloren mehr als 5 Prozent.
Das Gewinnziel sei 2007 eher als Hoffnung nach der Fusion mit dem britischen Reiseveranstalter MyTravel formuliert worden, erläuterte Fontenla-Novoa. "Damals gab es keine Rezession und das Pfund war viel stärker gegenüber Euro und Dollar", fügte er hinzu. Die Analystenerwartungen für 2010 lägen niedriger und diese werde der Thomas-Cook-Konzern, der mehrheitlich zur insolventen Handelsgruppe Arcandor gehört, wohl erfüllen können. Analysten rechnen im Durchschnitt mit einem operativen Gewinn von 400 Millionen Pfund in diesem und 432 Millionen Pfund im nächsten Jahr.
In den drei Quartalen bis Ende Juni verbuchte der weltweit zweitgrößte Reiseveranstalter nach Tui
Travel bei einem Umsatzanstieg von knapp 11 Prozent auf 5,9 Milliarden Pfund einen nahezu unveränderten Verlust von 175,6 Millionen Pfund.
Bereinigt um Einbußen durch den Ausbruch der Schweinegrippe und Integrationskosten aus der Fusion mit MyTravel verringerte sich das operative Minus um 43,4 Prozent auf 49,5 Millionen Pfund. Konkurrent Tui Travel reduzierte seinen Verlust in den ersten drei Quartalen auf 304 Millionen Pfund nach 522 Millionen Pfund.
Nach der Pleite des Mutterkonzerns
Arcandor prüfen die Gläubigerbanken derzeit einen Verkauf oder eine Platzierung ihres 43-Prozent-Pakets an Cook an der Börse. Offen ist, ob auch ein Mehrheitsverkauf noch möglich ist. Fontenla-Novoa sprach sich für eine Platzierung aus. "Der Markt ist in einer guten Verfassung, die Liquidität ist hoch." Mit einem Verkauf an einen einzelnen Investor wäre Thomas Cook "wahrscheinlich nicht sehr glücklich", fügte er hinzu. Wann eine Entscheidung über die künftige Aktionärsstruktur falle, sei nicht absehbar.
Möglicherweise werde man Ende August oder Anfang September klarer sehen. "Aber das ist nur, was wir hoffen, wir haben darüber keine Kontrolle." Thomas Cook sei in Kontakt mit den Gläubigerbanken, zu denen die Royal Bank of
Scotland, die
Commerzbank und die BayernLB gehören.