Mannesmann
Verbaler Schlagabtausch um Esser-Abfindung
Als "scheinheilig" hat BDI-Präsident Henkel die öffentliche Kritik an der 60-Millionen-Abfindung von Mannesmann-Chef Esser bezeichnet. Die Diskussion entbrannte, nachdem manager magazin online am Freitag exklusiv über die Rekordhöhe der Esser-Abfindung berichtet hatte.
Hamburg - "Im internationalen Vergleich verdienen deutsche Führungskräfte weniger", sagte Henkel der "Welt am Sonntag". Esser wird der Abschied von Mannesmann mit 60 Millionen Mark versüßt, wie manager magazin online exklusiv recherchierte. Aktionärsschützer hatten die Höhe der Abfindung massiv kritisiert.
"Ich sehe nicht ein, dass wir begeistert sind, wenn Steffi Graf einen Scheck von 500.000 Dollar in Empfang nimmt oder eine Operndiva für einen Auftritt 200.000 Mark erhält, aber die Stars der Wirtschaft angeblich zu viel bekommen", verteidigte Henkel die Rekordsumme für Esser. "Das ist eine scheinheilige Debatte." Die deutschen Manager erhielten weniger als ihre ausländischen Kollegen und müssten zudem wegen der "sehr hohen Spitzensteuersätze im Vergleich auch noch mehr Steuern zahlen", so Henkel.
Aktionärsschützer kritisieren Esser-Abfindung
Als zu hoch und für die Kleinaktionäre schwer
verständlich kritisierte dagegen die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) den Goldenen Handschlag für Esser. Auch wenn die Anteilseigner von der Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Jahren stark profitiert hätten - "das ist den Aktionären nur schwer zu vermitteln", sagte der Geschäftsführer der DSW, Carsten Heise.
"Es besteht die Gefahr, dass jetzt eine Aufwärtsspirale in Gang gesetzt wird", befürchtete Heise. So könnten sich Topmanger künftig bei einem vorzeitigen Ausscheiden an diesen Vorgaben orientieren. Es sei aber schwierig zu sagen, welche Summen heute als Abfindung gerechtfertigt seien.
Dabei wollte sich Heise nicht auf einen Betrag oder Prozentsatz festlegen. Man müsse zwischen Dax-Unternehmen, kleinen und mittleren Betrieben sowie nicht börsennotierten Firmen unterscheiden. Auch das Aktiengesetz gebe mit dem Hinweis auf eine "angemessene
Bezahlung" in dieser Frage keine Hilfestellung.
Experten: Essers Abfindung ist deutscher Rekord
Das Salär für Esser ist nach Ansicht von Experten der höchste Betrag, den ein deutscher Manager bisher erhalten hat. "60 Millionen Mark sind in Deutschland meines Wissens in so einem Fall noch nie an einen Top-Manager geflossen", sagte Eberhard von Rundstedt, Personalberater in Düsseldorf. Seiner Meinung nach ist der bisherige Spitzenreiter ein Handelsmanager gewesen, der nach "drei bis vier Wochen Tätigkeit das Unternehmen mit rund drei bis fünf Millionen Mark verlassen hat". Branchenkenner erinnern zudem an Ex-Bild-Chefredakteur Günter Prinz, der 1987 für seinen Wechsel zum Burda-Verlag 17 Millionen Mark Abfindung bekommen haben soll.
"Wir haben offenbar Dimensionen erreicht, wie sie bisher nur aus den USA bekannt sind, etwa bei der Übernahme von
DaimlerChrysler", sagte von Rundstedt. Als Spitzenreiter in den USA gilt Frank Newman, der frühere Chef der Bankers Trust, der nach der Übernahme durch die Deutsche Bank im Sommer 1999 rund 100 Millionen Mark erhalten haben soll. Arnulf Tänzer, Bereichsleiter bei Kienbaum Management Consultants GmbH in Gummerbach, wollte das Esser-Salär als solches nicht bewerten. Üblich sei, das zeigten Kienbaum-Studien, dass Vorstände in der Regel ein bis drei Jahresgesamtbezüge bei einem vorzeitigen Ausscheiden vom Unternehmen erhielten. Dass Klaus Esser mit
Vodafone eine Prämie in Höhe von 31,1 Millionen Mark vereinbart habe, wollten beide Personalberater nicht beurteilen.