FlowTex Insolvenzverfahren gegen FlowTex eingeleitet
Stuttgart - Eine Sprecherin der Ettlinger Gruppe sagte am Donnerstag, dabei sei ein so genannter starker Insolvenzverwalter eingesetzt worden. Der Geschäftsbetrieb könne aufrechterhalten werden. Die Wirtschaftsprüfer KPMG, die ihre Testate für die Jahresabschlüsse 1997 und 1998 der FlowTex Technologie zurückgezogen hatte, kündigte an, sich und ihre Prüfmethoden prüfen zu lassen. Unterdessen hat sich ein erster Kaufinteressent für FlowTex-Gruppe gemeldet.
Der vorläufige Insolvenzverwalter, der Acherner Rechtsanwalt Eberhard Braun, könne nun ohne Zustimmung der Gesellschafter und Geschäftsführer die Firma leiten, erklärte die FlowTex-Sprecherin weiter. Braun prüfe, welche Projekte der Firma fortgesetzt würden. Für die Fortführung des Geschäftsbetriebes werde in Kürze auch eine eigene Finanzierung dargestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte im Zuge der Ermittlungen die Konten des Unternehmens gesperrt.
Für eine Lösung bei den in Mitleidenschaft gezogenen anderen Unternehmen der Schmider-Kleiser-Gruppe sei nun ein Treuhänderverfahren eingeleitet worden, erklärte die Sprecherin weiter. Da die Konten der FlowTex Technologie gesperrt worden seien, hätten die Geschäftsbanken auch die Guthabenkonten der anderen Firmen der Gruppe blockiert. Ziel des Treuhänders sei es, eine schnelle Lösung für die Unternehmen zu finden. Die Banken würden nun die einzelnen Firmen untersuchen, um deren Werthaltigkeit zu prüfen. Am kommenden Mittwoch sei ein weiteres Gespräch mit dem Treuhänder und den Banken geplant. Mit dem Treuhänder werde auch der vorläufige Insolvenzverwalter der FlowTex Technologie eng zusammenarbeiten.
Wie die in Ludwigshafen erscheinende "Die Rheinpfalz" in ihrer Freitagausgabe berichtete, ist der deutsch-syrische Unternehmer M. Yassin Dogmoch an Teilen der FlowTex-Gruppe interessiert. Die Zeitung zitierte Dogmoch mit der Aussage, er habe Banken, Staatsanwaltschaft und Behörden ein Angebot zur Weiterführung angeboten. Vorbehaltlich einer Werthaltigkeitsprüfung bestehe Interesse an einigen Unternehmensteilen. Dogmoch ist den Angaben zufolge Gesellschafter der Flowtex-Gesellschaften im Libanon, in Ägypten, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Spanien.
FlowTex Technologie ist die Hauptfirma der Schmider-Kleiser- Holding (FlowTex-Gruppe). FlowTex hat das Patent für Bohrsysteme zur Verlegung von Rohren oder Leitungen, ohne dass dafür die Erde aufgegraben werden muss. FlowTex Technologie hatte für 1998 einen Umsatz von 618 Millionen Mark ausgewiesen und beschäftigt etwa 70 Mitarbeiter. Die gesamte Firmengruppe mit etwa 40 Firmen hat rund 4000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt nach eigenen Angaben einen Umsatz von 1,3 Milliarden Mark.
Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter, Manfred Schmider und Klaus Kleiser, waren vergangene Woche wegen des Verdachts des Betruges und der Steuerhinterziehung festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, Geschäfte mit Maschinen fingiert zu haben, die gar nicht existierten. Die Staatsanwaltschaft rechnet mit einem Schaden im hohen dreistelligen Millionenbereich. Der Schaden dürfte nach Einschätzung der Ermittler vor allem bei Leasingfirmen entstanden sein, die von FlowTex in Wirklichkeit nicht existierende Maschinen gekauft und an Abnehmer aus dem Dunstkreis der Firmengruppe weitervermietet hätten.