Mannesmann
Aktionärsschützer kritisieren Millionen-Abfindung für Esser
Als zu hoch und für die Kleinaktionäre schwer
verständlich hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Abfindung für den Mannesmann-Chef Klaus Esser kritisiert.
Düsseldorf - Auch wenn die Anteilseigner von der Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Jahren stark profitiert hätten - "das ist den Aktionären nur schwer zu vermitteln", sagte der Geschäftsführer der
DSW, Carsten Heise.
Das Ausscheiden aus dem Mannesmann-Konzern soll Esser mit einer Vergütung von bis zu 60 Millionen Mark versüßt werden, wie manager magazin online exklusiv recherchierte. Neben einer Abfindung von gut 30 Millionen Mark sind hierhin Gehälter, Bonuszahlungen und Leistungsprämien bis zum Jahres 2004 enthalten. Auch wenn bei Vodafone solche Summen angesichts des Milliarden-Deals kaum ins Gewicht fielen, würden sie das Vorstellungsvermögen der Kleinaktionäre sprengen, betonte Heise.
"Es besteht die Gefahr, dass jetzt eine Aufwärtsspirale in Gang gesetzt wird". So könnten sich Topmanger künftig bei einem vorzeitigen Ausscheiden an diesen Vorgaben orientieren, befürchtet die DSW. Es sei aber schwierig zu sagen, welche Summen heute als Abfindung gerechtfertigt seien.
Dabei wollte sich Heise nicht auf einen Betrag oder Prozentsatz festlegen. Man müsse nämlich zwischen Dax-Unternehmen, kleinen und mittleren Betrieben sowie nicht börsennotierten Firmen unterscheiden. Auch das Aktiengesetz gebe mit dem Hinweis auf eine "angemessene
Bezahlung" in dieser Frage keine Hilfestellung.
Experten: Essers Abfindung ist deutscher Rekord
Das Salär für Esser ist nach Ansicht von Experten der
höchste Betrag, den ein deutscher Manager bisher erhalten hat. "60 Millionen Mark sind in Deutschland meines Wissens in so einem Fall noch nie an einen Top-Manager geflossen", sagte Eberhard von Rundstedt, Personalberater in Düsseldorf. Seiner Meinung nach ist der bisherige Spitzenreiter ein Handelsmanager gewesen, der nach "drei bis vier Wochen Tätigkeit das Unternehmen mit rund drei bis fünf Millionen Mark verlassen hat". Branchenkenner erinnern zudem an Ex-Bild-Chefredakteur Günter Prinz, der 1987 für seinen Wechsel zum Burda-Verlag 17 Millionen Mark Abfindung bekommen haben soll.
"Wir haben offenbar Dimensionen erreicht, wie sie bisher nur aus den USA bekannt sind, etwa bei der Übernahme von
DaimlerChrysler", sagte von Rundstedt. Als Spitzenreiter in den USA gilt Frank Newman, der frühere Chef der Bankers Trust, der nach der Übernahme durch die Deutsche Bank im Sommer 1999 rund 100 Millionen Mark erhalten haben soll. Arnulf Tänzer, Bereichsleiter bei Kienbaum Management Consultants GmbH in Gummerbach, wollte das Esser-Salär als solches nicht bewerten. Üblich sei, das zeigten Kienbaum-Studien, dass Vorstände in der Regel ein bis drei Jahresgesamtbezüge bei einem vorzeitigen Ausscheiden vom Unternehmen erhielten. Dass Klaus Esser mit
Vodafone eine Prämie in Höhe von 31,1 Millionen Mark vereinbart habe, wollten beide Personalberater nicht beurteilen.