Abkommen Island zahlt Auslandsschulden zurück

Islands Regierung hat sich mit Großbritannien und den Niederlanden über die Rückzahlung gigantischer Schulden aus dem Bankenzusammenbruch im Herbst geeinigt. Die Isländer müssen in den kommenden 15 Jahren insgesamt 3,6 Milliarden Euro in die britische und die niederländische Staatskasse überweisen.

Reykjavik/London/Den Haag - Das Abkommen sieht Zahlungen über einen Zeitraum von 15 Jahren vor, mit einem anfänglichen Tilgungsaufschub von sieben Jahren, wie die Regierungen am Wochenende in einer gemeinsamen Stellungnahme mitteilten. Die Summe von insgesamt 3,6 Milliarden Euro entspricht fast drei Viertel eines Jahreshaushaltes auf der Atlantikinsel.

Die Regierungen in London und Den Haag hatten die Einlagen von mehr als 300.000 heimischer Kunden bei Icesave, einer Tochter von Islands zweitgrößter Bank Landsbanki, zunächst aus eigenen Mitteln zurückerstattet. Landsbanki war im Oktober zusammen mit den beiden anderen führenden isländischen Geldinstituten zusammengebrochen. Der britische Premierminister Gordon Brown ließ bei der Sperrung alle Icesave-Guthaben in seinem Land Antiterrorgesetze anwenden, was zu erheblicher Empörung in Island führte.

Island bekommt von den Gläubigerländern einen Zahlungsaufschub von sieben Jahren zugestanden. Innerhalb der folgenden acht Jahre verpflichtet sich Islands Regierung zur Rückzahlung von 2,3 Milliarden Euro an Großbritannien. Die Niederlande sollen insgesamt 1,3 Milliarden Euro zurückbekommen. Als Zinssatz vereinbarten die beteiligten Regierungen 5,5 Prozent.

Nach der Vereinbarung ist der isländische Staat für die Rückzahlung aus Steuermitteln für Schulden verantwortlich, die aus der aggressiven Kreditvergabe von Landsbanki und dessen Konkurrenten Kaupthing sowie Glitnir entstanden sind. In Reykjavik verlautete, dass man wahrscheinlich bis zu 90 Prozent der Rückzahlungen an die Briten und Niederländer aus Eigenmitteln der zwangsverstaatlichten Bank decken könne.

Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurdardóttir nannte die Vereinbarung einen "entscheidenden Schritt" bei der Bewältigung der in Island besonders massiven Finanzkrise. Die sozialdemokratische Regierungschefin strebt einen schnellen EU-Beitritt ihres Landes an.

In Deutschland warten immer noch über 30.000 Kunden auf die Rückzahlung ihrer Einlagen über zusammen mehr als 300 Millionen Euro bei der Auslandstochter Kaupthing Edge von Islands größter Bank. Das Geld ist fest zugesagt und soll demnächst aus Eigenmitteln zurückerstattet werden.

manager-magazin.de mit Material von dpa

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