Zertifikate Fraspa verliert ersten Lehman-Prozess
Frankfurt - Das Landgericht Frankfurt verurteilte die Frankfurter Sparkasse (Fraspa), Zertifikate im ursprünglichen Wert von 50.000 Euro zurückzunehmen sowie Zinsen und Anwaltskosten zu bezahlen (Az.: 2-19 O 211/08).
Allerdings ist der Fall nach Einschätzung des Gerichts anders gelagert als die meisten der an die 50.000 Lehman-Opfer in Deutschland, deren Zertifikate nach der Pleite der US-Investmentbank im vergangenen September nahezu wertlos geworden sind. "Das ist ein absoluter Einzelfall", sagte der Vorsitzende Richter der 19. Zivilkammer nach Angaben eines Gerichtssprechers.
Ein Berater der Fraspa-Direktbanktochter "1822direkt" hatte laut Urteil dem Anleger versprochen, dass sein Papier mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits nach einem Jahr mit 10 Prozent Gewinn ausbezahlt würde. Als dies wegen der festgeschriebenen Bedingungen nicht eintrat, verlangte der Kunde weit vor der Lehman-Pleite sein Geld zurück. Das Gericht sah einen Beratungsfehler der Bank als erwiesen an, weil sich der Kunde ausdrücklich eine kurzfristige Anlage gewünscht hatte, im Extremfall aber bis zu vier Jahre lang gebunden gewesen wäre. Daran änderten auch die schriftlichen Verkaufsunterlagen nichts, die das Produkt exakt beschrieben hatten.
Die Sparkasse verwies auf die umstrittene Anlagedauer und erklärte, die Berufung derzeit zu prüfen. Die bis zu 50 000 Lehman- Geschädigten in Deutschland haben bislang vor allem die mangelnde Aufklärung über die Totalverlustrisiken der inzwischen fast wertlosen Inhaberschuldverschreibungen beklagt und angeführt, dass ihre Verkäufer die Lehman-Pleite früher hätten erkennen müssen. Trotzdem wertete die Interessengemeinschaft der Lehmangeschädigten das Urteil als Signal für weitere Prozesse.
Die Fraspa war neben der Hamburger Sparkasse sowie den Privatbanken Citi und Dresdner besonders aktiv beim Vertrieb der Lehman-Papiere. Rund 5000 Kunden griffen zu und stehen nun vor großen Verlusten. Zu Wochenbeginn hatte die Fraspa Beratungsfehler in einigen wenigen Fällen eingeräumt und Entschädigungen versprochen. In sozialen Härtefällen wolle man aus Kulanz zahlen. Anleger kritisierten die Entscheidungen als intransparent und ungenügend.
manager-magazin.de mit Material von dpa