US-Investor Buffett "Einige Dummheiten gemacht"
New York - Der Wert der Beteiligungen pro Aktie seiner Holding Berkshire Hathaway fiel im vergangenen Jahr um 9,6 Prozent, berichtete Buffett in einem Brief an die Aktionäre am Wochenende. Es ist erst der zweite Rückgang seit mehr als 40 Jahren.
Die Einnahmen fielen um zwölf Prozent auf 24,59 Milliarden Dollar. Angesichts heftiger Verluste mit Derivategeschäften sank der Nettowert von Berkshire Hathaway im vierten Quartal um 10,9 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr rutschte der Gewinn von 13,21 Milliarden um 62 Prozent auf 4,99 Milliarden Dollar ab - das schlechteste Ergebnis seit 2002. Die Aktien von Berkshire verloren an der New Yorker Börse innerhalb der vergangenen zwölf Monate 44 Prozent ihres Werts.
Buffett gab in dem Jahresrückblick Fehler zu - er habe "einige Dummheiten gemacht". So habe er völlig falsch gelegen, was die Entwicklung der Ölpreise angeht, die von einem Rekordhoch bei 150 Dollar ja Barrel (159 Liter) Mitte 2008 auf derzeit etwa 40 Dollar einbrachen. Die Folge der Fehleinschätzung war der Ausbau der Beteiligung an dem Ölkonzern ConocoPhillips - auch noch nahe der Ölpreishochs, als die Aktie besonders teuer war. Seitdem ist sie drastisch gefallen.
"Wie zwei Mücken in einem Nudistencamp"
Wenig Glück brachte Buffett auch die Investition von 244 Millionen Dollar in zwei irische Banken, die in dem Moment "billig wirkten". Zum Jahresende musste Berkshire Hathaway die Beteiligung auf den Marktwert von nur noch 27 Millionen Dollar abschreiben. Auch mit der Finanzspritze von insgesamt 14,5 Milliarden Dollar für den Mischkonzern General Electric und Goldman Sachs ging Buffett hart ins Gericht. Er habe dafür unter anderem Anteile an den Konsumgüterherstellern Procter & Gamble und Johnson & Johnson verkauft, "die ich lieber behalten hätte", räumte Buffett ein.
Hart getroffen waren nach Angaben Buffetts ebenfalls die Handelsbranchen seiner Holding wie Möbel- und Schmuckgeschäfte und die im Baugewerbe tätigen Unternehmen. Die Versicherungs- und Versorgungsunternehmen hätten aber auch 2008 herausragende Ergebnisse erzielt. Insbesondere der Versicherungskonzern Geico unter Tony Nicely habe effizient gearbeitet und beispielsweise seinen Anteil im Autoversicherungsmarkt auf 7,7 Prozent erhöht. "Wenn wir uns Geicos Möglichkeiten ansehen, fühlen sich Tony und ich wie zwei Mücken in einem Nudistencamp", beschwor Buffett die Aussichten. "Saftige Ziele sind überall."
Im vierten Quartal schmolz der Gewinn der Holding auf noch 117 Millionen Dollar zusammen - verglichen mit 2,9 Milliarden Dollar Ende 2007. Buffetts Holding gibt als wichtigsten Indikator aber den Buchwert der Investitionen pro Aktie an. Dieser Wert war zuvor nur einmal gesunken - um 6,2 Prozent im Jahr 2001, nachdem die Aktienkurse im Gefolge der Terroranschläge von 11. September eingebrochen waren.
"Die besten Tage Amerikas liegen noch vor uns"
Der 78-jährige Buffett genießt einen legendären Ruf, weil er in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ein Gespür für gute Investitionen bewies. Für das laufende Jahr sieht er aber keine Möglichkeit, vorherzusagen, ob der Aktienmarkt nach oben oder unten gehen werde.
Buffett fürchtet, dass eine deutliche wirtschaftliche Erholung noch jahrelang auf sich warten lässt. Die Wirtschaft werde in diesem Jahr und wahrscheinlich noch lange darüber hinaus im Schlamassel steckenbleiben, schrieb er in dem Aktionärsbrief. Er zeigte sich dennoch davon überzeugt, dass die USA im Laufe der Zeit dem Abwärtstrend widerstehen werden: "Die besten Tage Amerikas liegen noch vor uns", schrieb er.
Die USA hätten in der Vergangenheit schon größere wirtschaftliche Herausforderungen gemeistert - etwa die zwei Weltkriege sowie die große Krise in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts, so Buffett weiter. "Auch wenn der Weg nicht leicht wird, unser Wirtschaftssystem hat über die Zeiten hinweg außerordentlich gut funktioniert", schrieb der Investor weiter. "Wie kein anderes System hat es das Potenzial der Menschen freigesetzt, und das wird auch so bleiben."
manager-magazin.de mit Material von ap, dpa und reuters