AIG US-Regierung vor dritter Rettung
New York - Wie eine mit der Situation vertraute Person am Samstag sagte, steht eine Einigung über ein neues Rettungspaket für den einst weltgrößten Versicherer kurz bevor. Damit würde die Regierung AIG zum dritten Mal innerhalb von sechs Monaten vor der Pleite bewahren.
Das AIG-Direktorium wollte am Sonntag über das überarbeitete Rettungspaket abstimmen. Bekanntgegeben werde es dann am Montag. An diesem Tag wird AIG bei der Vorlage der Quartalszahlen Kreisen zufolge einen Rekordverlust von 60 Milliarden Dollar verkünden. AIG und die US-Notenbank Fed äußerten sich nicht zu dem Bericht.
Das überarbeitete Konzept sieht eine weitere Finanzspritze der Regierung in Höhe von 30 Milliarden Dollar vor, wie die Person weiter sagte. Zudem sollen die Bedingungen für bisher gewährte Hilfen verbessert und die Zinssätze für bestehende Kreditlinien gesenkt werden.
Staat soll Mehrheit an attraktiven Sparten bekommen
Im Gegenzug für die Hilfsleistungen werde AIG der US-Notenbank Fed die Mehrheitsanteile an den beiden hoch geschätzten Lebensversicherungssparten AIA und Alico übertragen, sagte die Person weiter. AIA gilt als Kronjuwel unter den asiatischen AIG-Sparten, von denen derzeit gleich mehrere zum Verkauf stehen. Wegen der Wirtschaftskrise ist das Veräußern von Firmenteilen derzeit jedoch schwierig. Früheren Angaben aus Kreisen zufolge sind bereits mehrere potenzielle Bieter abgesprungen, weshalb AIG erwogen habe, sein Tafelsilber notfalls dem Staat zu überlassen.
Durch das neue Maßnahmenpaket wolle AIG seine Schulden abbauen. Außerdem könne der Konzern dadurch eine Herunterstufung durch Ratingagenturen verhindern, erklärte die Person. Eine Herabstufung könnte die Liquidität von AIG schwer belasten.
Manche Kunden können ihre Versicherungspolicen kündigen, wenn das AIG-Rating unter ein bestimmtes Level fällt. Einem Onlinebericht des "Wall Street Journal" zufolge begrüßten die Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's den Plan.
Rekordminus erwartet - 460.000 Dollar Verlust pro Minute
Den Kreisen zufolge hat AIG im vierten Quartal einen beispiellosen Verlust von 60 Milliarden Dollar erlitten - dies würde einem Minus von 460.000 Dollar pro Minute entsprechen und wäre der größte Verlust einer Firma in der Wirtschaftsgeschichte. Spitzenreiter war bisher der Medienkonzern Time Warner, der 2002 in einem Quartal 54 Milliarden Dollar in den Sand gesetzt hatte. Der Verlust bei AIG sei vor allem auf Abschreibungen zurückzuführen und nicht zahlungswirksam, sagte die Person.
Der Konzern mit etwa 100.000 Beschäftigten hatte schon im dritten Quartal mit 24,5 Milliarden Dollar tiefrote Zahlen geschrieben. Damals musste die US-Regierung ihre Hilfen für AIG auf rund 150 Milliarden Dollar aufstocken. Erstmals rettete der Staat den Versicherer mit 85 Milliarden Dollar im September 2008, nachdem sich das Unternehmen am US-Immobilienmarkt verzockt hatte.
Erst am Freitag kündigte die US-Regierung an, ihren Anteil an der einst weltgrößten Bank Citigroup auf bis zu 36 Prozent zu erhöhen. Die Teilverstaatlichung der Citigroup zog Börsen weltweit nach unten. Die Wall Street brach auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren ein. Anleger fürchteten, dass der Staat nun auch bei anderen US-Banken einsteigen muss.
Paritosh Bansal, reuters