Fed-Chef Bernanke "Erholung wird Jahre dauern"

US-Notenbankchef Ben Bernanke erwartet, dass die US-Wirtschaft kurzfristig weiter schrumpft. Nur wenn die von Regierung und Notenbank ergriffenen Gegenmaßnahmen wirkten, bestehe die Chance, dass das Jahr 2010 ein "Jahr der Erholung" werde, sagte Bernanke vor dem Bankenausschuss des US-Senats.

Washington - "Wenn die Maßnahmen, die die Regierung, der Kongress und die Notenbank ergriffen haben, erfolgreich sind und ein gewisses Maß an Finanzstabilität wiederhergestellt haben, dann - und meiner Ansicht nach nur dann - gibt es eine vernünftige Perspektive, dass die gegenwärtige Rezession 2009 enden wird und 2010 das Jahr der Erholung werden könnte", sagte Bernanke.

Besonders wichtig sei es in der gegenwärtigen Lage, das Finanzsystem wieder zu stabilisieren, um einen noch größeren Flurschaden zu verhindern. "Um die Abwärtsspirale zu brechen, ist es nötig, dass wir weiterhin Konjunkturimpulse mit starkem Regierungshandeln verbinden, um die Finanzinstitutionen und die Finanzmärkte zu stabilisieren."

Weitere Belastungen für die Wirtschaft sieht Bernanke in dem weltweiten Abschwung, der die Exportwirtschaft hart getroffen habe. Hinzu kommt ein Einbruch der privaten Nachfrage, des Rückgrats der US-Wirtschaft in normalen Zeiten. Dies belegten die jüngsten Daten am Dienstag. So brach das vom Forschungsinstitut Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauen im Februar auf den tiefsten Stand seit Beginn der Datenerhebung vor mehr als 40 Jahren ein.

"Werden alle verfügbaren Werkzeuge nutzen"

US-Präsident Barack Obama hat im Kampf gegen Rezession und Finanzkrise ein knapp 800 Milliarden schweres Konjunkturprogramm auf den Weg gebracht. Zusätzlich versucht die Notenbank, mit Zinsen nahe null Prozent und massiven Liquiditätsspitzen der angeschlagenen Finanzbranche zu helfen und die Konjunktur zu stabilisieren.

Da sie beim Leitzins keinen Spielraum mehr nach unten hat, plant die Fed nun mit unorthodoxen geldpolitischen Maßnahmen, wie dem Kauf von Wertpapieren, die Wirtschaft zu stützen. Bereits seit einiger Zeit kauft sie zum Beispiel Commercial Papers und andere Schuldverschreibungen.

Bernanke versprach den US-Senatoren, dass die Fed auch in Zukunft alles in ihrer Macht stehende tun werde, um die Konjunktur zu stützen. Sie werde dabei "alle verfügbaren Werkzeuge" einsetzen. Der Leitzins, so Bernanke, werde noch eine ganze Zeit lang außerordentlich niedrig bleiben.

"Die Märkte bleiben unter Stress"

Zum möglichen Kauf langlaufender Staatsanleihen durch die Notenbank mit dem Ziel, noch mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen und die Zinsen niedrig zu halten, sagte er nichts. Er selbst hatte diese unorthodoxe und bei den meisten Experten umstrittene geldpolitische Handlungsalternative im Dezember erstmals öffentlich in Erwägung gezogen.

Durch die permanenten Liquiditätsspritzen der Fed und die Programme zur Übernahme diverser in Misskredit gekommener Wertpapiere habe sich die Lage an den Finanzmärkten zum Teil leicht entspannt, sagte der Notenbankchef.

"Nichtsdestotrotz, ungeachtet dieser guten Entwicklungen, bleiben die Märkte unter signifikantem Stress." Auch einige Kreditinstitute seien weiterhin unter Druck. Die großen US-Banken erfüllten derzeit die Kapitalanforderungen. Die Fed werde sicherstellen, dass dies auch bei einer Verschlechterung der Bedingungen so bleibe. Die Behörden in den USA wollen ab Mittwoch bei einem "Stress-Test" den Kapitalbedarf größerer Institute ausloten.

manager-magazin.de mit Material von reuters

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