Investitionsbetrug
Der nächste US-Milliardär unter Verdacht
Erst Bernard Madoff, nun Robert Allen Stanford? Die US-Behörden verdächtigen den texanischen Milliardär, Anleger um bis zu acht Milliarden Euro betrogen zu haben. Bundesbeamte durchsuchten die Büros des Investors, dessen auf Antigua ansässige Bank 30.000 Kunden in 131 Ländern hat.
New York - Nach dem Madoff-Skandal ist die US-Börsenaufsicht SEC offenbar einem weiteren Milliardenbetrug in der Finanzbranche auf der Spur. Die US-Finanzbehörden ließen am Dienstag das Vermögen des texanischen Milliardärs Robert Allen Stanford einfrieren, weil er Anleger um bis zu acht Milliarden Dollar (6,3 Milliarden Euro) betrogen haben soll.
Nach Angaben eines Reuters-Reporters betraten rund 15 Bundesbeamte die Büros der Stanford Financial Group in Houston. Ein Stanford-Sprecher war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
In einer Erklärung warf die Börsenaufsicht SEC dem Geschäftsmann vor, ein "mehrere Milliarden Dollar schweres betrügerisches System" geleitet zu haben, in dessen Mittelpunkt der Verkauf von Depositenzertifikaten - eine Form der Termingeldanlage - gestanden habe.
Über seine auf der Karibikinsel Antigua ansässige Firma Stanford International Bank habe der Unternehmer solche Papiere im Wert von acht Milliarden Dollar an Anleger verkauft, die er "mit ungerechtfertigten und unwahrscheinlichen Zinsversprechen" geködert habe, teilte die Börsenaufsicht weiter mit. Gegen zwei hochrangige SIB-Angestellte werde ebenfalls ermittelt.
Die SEC, die Finanzaufsichtsbehörde FINRA und Regulierungsbehörden in Florida und Texas durchleuchten derzeit die Geschäfte der Stanford International Bank. Geprüft wird, wie die Bank hohe Renditen auf Zertifikate zahlen konnte, die nach Angaben des Instituts vor allem in Aktien, Immobilien und Edelmetalle investiert sind und in den vergangenen Monaten überwiegend Wertverluste verzeichnet haben.
Die Stanford Financial Group managt eigenen Angaben zufolge Vermögenswerte von mehr als 50 Milliarden Dollar. Sie zählt 30.000 Kunden in 131 Ländern.
Stanford hatte sich neben seinen Finanzgeschäften auch als weltweiter Promotor des Cricket-Sports einen Namen gemacht. Der Betrugsfall ist der größte derartige US-Fall, seit im Dezember der New Yorker Investor Bernard Madoff festgenommen wurde. Dieser soll seine Kunden um bis zu 50 Milliarden Dollar geprellt haben.
manager-magazin.de mit Material von afp und reuters