Mercedes-Benz Bank Gebrochenes Versprechen
Düsseldorf - Die Reklame klingt gut. Außergewöhnlich hohe Zinsen, eine sichere Anlage und das investierte Bare darf auch noch jederzeit abgehoben werden: Tagesgeldangebote vieler Autobanken sind in den vergangenen Wochen zum Renner geworden. "Ob BMW-, Mercedes- oder Volkswagen-Bank, all diese Finanzinstitute hatten zuletzt Zinsofferten, mit denen sie die Konkurrenz um Längen hinter sich gelassen haben", sagt Marktkenner Max Herbst, Chef der FMH Finanzberatung in Frankfurt am Main. Jetzt aber sind neue Interessenten mancher Autobanken bitter enttäuscht.
Die Mercedes-Benz Bank etwa hat ihr Topzinsangebot zwar formal aufrechterhalten; noch immer weist sie beispielsweise ihr Tagesgeldangebot auf den eigenen Internetseiten mit vergleichsweise hohen 4 Prozent aus, "während dafür bundesweit im Schnitt gerade einmal 2,75 Prozent Zinsen bei einer Anlagesumme von 5000 Euro gezahlt werden", sagt Herbst zu manager-magazin.de. Doch wer bei den Stuttgarter Bankern deshalb ein Konto eröffnen will, wird derzeit vor den Kopf gestoßen.
"Wir nehmen im Moment keine Kunden mehr an, weil wir die vielen Kontoanträge nicht mehr bearbeiten können", sagt Mercedes-Benz-Bank-Sprecher Oliver Wihofszki zu manager-magazin.de. "Zwischen November vergangenen Jahres und diesem Januar hat sich der Kundenandrang verzehnfacht."
Warum die Bank dann nicht einfach ihre Zinsen auf das üblich Maß gesenkt hat? "Es ist unsere Geschäftspraxis, allen unseren Kunden den gleichen Zinssatz zu gewähren", sagt Wihofszki.
"Auf diese Weise wird das Misstrauen gegenüber den Geldhäusern gesteigert", hält Peter Lischke dagegen, Finanzexperte der Verbraucherzentrale in Berlin. "Und das nur, weil diese Banker die Folgen ihrer eigenen Angebote nicht im Griff haben: Zinsofferten, die nicht zuletzt so stark nachgefragt werden, weil auch für sie die Sicherheit des deutschen Einlagensicherungsfonds und zusätzlich die Staatsgarantie der Bundesregierung gilt."
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zu Beginn der Bankenkrise eine Patronatserklärung für wichtige hiesige Institute abgegeben.
Autobanken in der Kritik
Autobanken in der Kritik
Bei den übrigen Geldhäusern ist der Kundenfang der Autobanken mit Hilfe hoher Zinsangebote entsprechend ungern gesehen, schließlich müssen die Hochzinsbanken ihre Offerten auch irgendwie finanzieren - und das im schwierigen Marktumfeld der Finanzkrise.
"Wir lehnen staatliche Unterstützungsleistungen für diese Institutsgruppe ab, die mit aggressiven Konditionen wirbt. Sie sind nicht systemrelevant, sondern primär Absatzförderer der Automobilindustrie", sagt Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken zu manager-magazin.de.
Tatsächlich hält sich die Mercedes-Benz Bank offen, gegebenenfalls Staatshilfe in Anspruch zu nehmen. "Die Mercedes-Benz-Bank verfügt über ausreichend Liquidität und beabsichtigt nicht, den Bankenschutzschirm des Bundes in Anspruch zu nehmen. Selbstverständlich halten wir uns aber alle Optionen offen für den Fall, dass uns gegenüber den Wettbewerbern Nachteile entstehen", sagt Banksprecher Wihofszki.
Der Antrag auf Staatsgarantien diene, sofern er überhaupt je gestellt würde, "ohnehin weder direkt noch indirekt der Subventionierung von Automobilherstellern", sagt vorsorglich noch ein Sprecher des Arbeitskreises der Banken und Leasinggesellschaften der Automobilwirtschaft.
Nach Angaben der deutschen Wettbewerbszentrale sind die eigenwilligen Reklamemethoden der Mercedes-Benz Bank zumindest formal nicht zu beanstanden. "Im Internet reicht der einschränkende Hinweis neben der Reklame, dass sie derzeit nicht gilt", sagt Andreas Ottofülling, Experte der Behörde zu manager-magazin.de. "Der entsprechende Hinweis muss seit Neufassung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb zum Jahreswechsel in unmittelbarer Nähe des Angebots gegeben werden. Das ist hier der Fall. Auch, wenn die Bank vielleicht ihre Zinsen einfach hätte senken können."
Doch auch wenn sie gegen kein Gesetz verstößt - der Transparenz für Anleger dient die hochprozentige Reklame der Mercedes-Benz Bank jedenfalls nicht.
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